24.08.2007 - 04.11.2007
Durch Werke von Wegbereitern wie Marcel Duchamp, Hans Haacke, Gordon Matta-Clark, aber auch mit Arbeiten von KünstlerInnen wie Kehinde Wiley, Carolee Schneemann und Jon Kessler präsentiert die Ausstellung „New York - States of Mind“ spezifische Formen der Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit, die zu einem der Charakteristika der New Yorker Kunstszene geworden sind. Zusammen mit einem umfangreichen Filmprogramm stellt die Präsentation die enge wechselseitige Beziehung zwischen den Bewohnern, der Stadt und den Kulturen heraus, die den lebendigen Charakter New Yorks ausmacht.
Mit Zeichnungen, Gemälden, Skulpturen, Fotografien, Film, Videoinstallationen und Mix-Media von 26 KünstlerInnen und zwei Künstlerkollektiven, die in New York leben und arbeiten, zeigen die Ausstellung und das Filmprogramm „New York - States of Mind“ Annäherungen an die Stadt als Erfahrungsraum mit politischen Implikationen.
Die Ausstellung beschreibt die Kunst und den städtischen Raum New Yorks im Kontext der (Kunst)Geschichte in der Gegenwart. Â’States of MindÂ’ steht für die Kreativität, mit der die ausgestellten KünstlerInnen mit ihren komplexen Materialien umgehen, um die Vielfalt New Yorks darzustellen“, so Kurator Shaheen Merali, der für die Auswahl der KünstlerInnen verantwortlich zeichnet. „Das kuratorische Interesse galt dabei einer besonderen Lesart der Stadt als urbanen Raum der Diversität, in dem kulturelle, sexuelle, soziale und politische Wahrnehmungen sich begegnen.“
Die Arbeiten der ausgewählten KünstlerInnen setzen den stereotypen Stadtbildern andere Wahrnehmungen des urbanen Lebens entgegen. In einer legendären Performance begibt sich Tehching Hsieh ein ganzes Jahr lang in die Obdachlosigkeit. Bei KünstlerInnen wie Gordon Matta-Clark, Sarah Morris, Mary Ellen Mark bildet die Stadt selbst mit ihren Wolkenkratzern, Industrieruinen, Karnevalszügen das Material.
New York - States of Mind versteht die Straße als Metapher für New York. Auf den Straßen treffen die verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen aufeinander, hier entsteht eine Öffentlichkeit, die nicht von den Medien strukturiert wird, sondern sich ständig selbst neu erschafft. Durch den künstlerischen Blick verwandelt sich das vermeintlich transparente Straßenraster New Yorks in ein Labyrinth von Räumen und historischen Bezügen. So wie Gordon Matta Clark mit seinen brachialen Interventionen im urbanen Raum in den 70er Jahren verborgene Strukturen freilegte, öffnen die ausgestellten Arbeiten Perspektiven auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Urbanität, Diversität, Begehren und Kunstgeschichte.
Arbeiten des Dadaisten Marcel Duchamp bilden den kunstgeschichtlichen Anfang der Ausstellung, sie stellen den Zusammenhang zwischen Europa und den USA her. Mit seinen Ready-Mades, die Gebrauchsgegenstände aus ihrem Zusammenhang herauslösen und durch den Akt der Signatur in den Kunstraum gelangen, begründete Duchamp die Konzeptkunst. Die interaktive Auseinandersetzung mit Alltagsthemen und Alltagsmenschen ist seitdem zu einem Charakteristikum der New Yorker Kunst geworden. Während die Ausstellung besonders die Nachwirkung Marcel Duchamps überprüft, geht es im Filmprogramm um die experimentelle Imagination von KünstlerInnen und FilmemacherInnen wie Andy Warhol oder Jack Smith und ihren Einfluss auf den Kunst- und Experimentalfilm.
New York - States of Mind veranschaulicht die Bandbreite an künstlerischen Strategien, mit denen in den USA multiple Zugehörigkeiten, Identitäten mit Bindestrich, in den visuellen Künsten konstruiert und verhandelt werden. So bekämpft der Afroamerikaner Fred Wilson in seinen Arbeiten den institutionellen Rassismus der Museen; Kehinde Wiley bedient sich der westlichen Bildertradition, um junge, urbane, schwarze Männer darzustellen; Iona Rozeal Brown kreuzt japanische Farbholzschnitte des 19. Jahrhunderts mit der HipHop-Kultur. Der Afroamerikaner David Hammons verfremdet die US-amerikanische Flagge in schwarz, rot und grün, den Farben des Repatriation Movements des Jamaikaners Marcus Garvey. Die ausgestellten Arbeiten veranschaulichen die Bedeutung der Civil Rights- und Anti-Vietnam-Bewegung der 60er Jahre.
New York - States of Mind trägt mit verschiedenen Arbeiten und Filmen der historischen Situation nach 9/11 und der Irak-Invasion Rechnung. Jon Kessler baut unheimliche Maschinen aus Überwachungskameras und Bildern der amerikanischen Geschichte. Hans Haacke thematisiert Abu Ghraib mit einer Collage seiner bekannten Arbeit „Star Gazing“ (Sternenguckerei), die er in den öffentlichen Raum der Konsummeile Times Square versetzt. „Star Gazing“ zeigt eine Person unter einer Kapuze aus dem Stoff einer amerikanischen Flagge, den Blick erniedrigt verhüllt hinter den Sternen der Stars and Stripes.
Eine Ausstellung mit Werken von: Iona Rozeal Brown, Ian Burns, Laura Carton, Carolina Caycedo, CUP, Marcel Duchamp, Rainer Ganahl, Hans Haacke, David Hammons, Jonathan Horowitz, Tehching Hsieh, Kim Jones, Jon Kessler, Mark Lombardi, Mary Ellen Mark, Sarah Morris, Gordon Matta-Clark, Josephine Meckseper, Ana Mendieta, William Pope.L, Printed Matter, Inc., Elaine Reichek, Carolee Schneemann, Ward Shelley, Tavares Strachan, Kehinde Wiley, Fred Wilson, Jordan Wolfson.
Kurator: Shaheen Merali