07.12.2007 - 13.01.2008
Das Programm findet im Rahmen des Forschungsprogramms "Europa im Nahen Osten- Der Nahe Osten in Europa" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Fritz Thyssen Stiftung und dem Wissenschaftskolleg zu Berlin statt.
Im arabisch- und persischsprachigen Nahen Osten ist das „lange 20. Jahrhundert“ zweifellos ein Jahrhundert der Gewalt gewesen, von der Teilung Palästinas über die Unabhängigkeits- und Bürgerkriege und autoritäre Regimes bis hin zum Ersten Golfkrieg von 1990. Seit dem 11. September 2001 ist jedoch der „Krieg“ zur institutionalisierten Wahrnehmungsform geworden sowohl für die „Wirklichkeit“ im Nahen Osten als auch für den westliche Blick auf die kulturellen und sozialen Produktionen der Region vom „Krieg gegen den Terror“ bis hin zum Krieg gegen regionale „Autokraten“. In diesem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts reflektieren Künstler aus Iran, Irak, Libanon, Ägypten, Palästina und Syrien heute den „Krieg“ und die einhergehenden Kriegsdiskurse in Modalitäten, die zugleich von lokalen und globalen Dimensionen geprägt sind. Ihre ästhetische Produktion entsteht im Spannungsfeld zwischen Geschichte als gelebte soziale Erfahrung, den Bildern der Gewalt, der Gewalt- und Besatzungsmaschinerie und dem westlichen Blick. Es handelt sich um eine Ästhetik, die immer wieder die konventionellen Abgrenzungen der künstlerischen Medien überschreitet, um die Tragödie aber auch das emanzipatorische Potenzial der gegenwärtigen Situtationen in und jenseits der Region zu erfassen; durch die verschiedenen Erfahrungen des Exils und der Diaspora erstreckt sich die Reichweite der Region bis hin zu den europäischen Zentren und den westlichen Hauptstädten.
Das Programm im Haus der Kulturen der Welt wird die komplexen Dimensionen der ästhetischen Produktion angesichts der gegenwärtigen sozialen und politischen Situationen untersuchen, um ein besseres Verständnis der Vorgänge in und jenseits des Nahen Osten zu erlangen. In seiner globalen Dimension begrenzt sich der zu erforschende Raum nicht auf Beirut, Bagdad, Kairo, Teheran oder Damaskus, sondern erstreckt sich auch auf westliche Metropolen wie insbesondere New York und London, aber auch Paris und Berlin als Zentren der heutigen Nahost-Diaspora und als Wirkungsorte für lokalen, alternativen Aktivismus. Die Absicht ist dabei, den Austausch zu ermöglichen zwischen diesen verschiedenen kulturellen Zentren in und jenseits der Region, in der diese neuen und besonders selbstbewussten ästhetischen Positionen von Künstlern und Intellektuellen ins Spiel gebracht werden.
Zu den Teilnehmern des Projekts gehören der Dokumentarfilm-Regisseur Bahman Kiarostami (Teheran), der Kulturtheoretiker Hamid Dabashi (NY/Teheran), der Künstler Waël Noureddine (Beirut) und der Theaterregisseur Rabih Mroué (Beirut), der Schriftsteller Sinan Antoon (NY/Bagdad), der Dokumentarfilm-Regisseur Omar Amiralay (Damaskus), die Soziologin Mona Abaza (Kairo) sowie der Dichter und Politikwissenschaftler Tamim Barghouti (Kairo). (Die vollständige Teilnehmerliste wird im Laufe des Jahres veröffentlicht.)
Kuratiert von Catherine David.