Recycling, die Wiederverwertung bereits benutzter Gegenstände und Materialien, ist eine der methodischen Grundlagen des in Berlin lebenden Künstlers Manfred Pernice (geboren 1963 in Hildesheim). Dabei geht es ihm nicht nur um die Verwendung vorgefundener Stoffe und Gegenstände unterschiedlicher Herkunft. Bemerkenswerter ist, dass er ältere Werke als Versatzstücke für neu konzipierte Arbeiten benutzt oder in veränderten Bedeutungszusammenhängen neu inszeniert.
Der von Pernice geplante Eingriff für die Mittelhalle des Haus der Kunst nimmt unmittelbar Bezug auf Elemente der Architektur. Er baut sich im Wesentlichen aus zwei Elementen auf. Zum einen platziert Pernice die aus 2010 stammende architektonische Skulptur "Tutti" im Zentrum des Raumes. Sie besteht aus einem offenen runden Raum, der in vier unregelmäßige Segmente geteilt ist, die unterschiedlich eingerichtet sind. In ihrer Mitte führt eine Wendeltreppe auf das Dach der Skulptur. Zum anderen richtet Pernice von dort aus eine zweite Treppe ein. Sie führt auf eine Brücke, die den Bereich zwischen den Pfeilern in einer Höhe von ca. 6 m überspannt, vom Buchladen auf der linken bis zum Eingang zum Ostflügel auf der rechten Seite. Für diese Überführung wird der Künstler eine Bespielung entwickeln, die sich als Ergebnis des Arbeitsprozesses vor Ort ergeben wird und daher heute noch nicht näher beschrieben werden kann. Auch diese Form einer spontanen Reaktion auf die räumlichen Gegebenheiten ist charakteristisch für Pernices skulpturalen Ansatz.
Manfred Pernices "Tutti IV" betitelte Installation ist die zweite in der Serie DER ÖFFENTLICHKEIT - VON DEN FREUNDEN HAUS DER KUNST, die Reihe jährlicher künstlerischer Auftragsarbeiten für die Mittelhalle, die 2012 mit Haegue Yangs Werk "Accommodating the Epic Dispersion - On Non-cathartic Volume of Dispersion" begonnen hatte.