29.10.2010 - 06.02.2011
der "mann mit dem goldhelm" oder das "mädchen mit dem perlenohrring" zählen zu den bekanntesten beispielen von "tronies" – einer bildform, der sich niederländische maler wie rembrandt, vermeer, rubens und van dyck gerne gewidmet haben. solche "charakterköpfe" wurden nicht selten mit "porträts" individueller persönlichkeiten verwechselt. doch ihre funktionen sind gänzlich andere: "tronies" zeichnen sich durch einen starken ausdrucksgehalt und eine besonders virtuose handhabung der künstlerischen mittel aus. sie loten das spektrum menschlicher physiognomie und gefühlsäußerung aus und spiegeln charakterologische vorstellungen, die der frühgeschichte der psychologie angehören.
um die artikulation von affekten geht es auf einer reflektierten ebene auch bei marlene dumas (*1953). die arbeiten der südafrikanischen künstlerin, die seit 1976 in amsterdam lebt, entstehen – anders als bei den "tronies" – nicht nach der natur, sondern auf der basis fotografischer reproduktionen aus büchern und printmedien. nach ihren großen retrospektiven in japan, südafrika und nordamerika präsentiert das haus der kunst ausgewählte gemälde und zeichnungen, darunter auch neue und nie gezeigte, im dialog mit glanzlichtern der niederländischen malerei.