Das Museum Haus Konstruktiv startet sein Jahresprogramm mit zwei Ausstellungen, die dem Wesen der Malerei auf der Spur sind. Neben dem US-amerikanischen Maler Alex Katz zeigen wir eine Einzelausstellung des deutschen Künstlers Joachim Grommek (geb. 1957 in Wolfsburg, lebt und arbeitet in Berlin).
Seit Beginn seiner Laufbahn verfolgt Grommek eine malerische Strategie, die mit Illusionen spielt und unsere Wahrnehmung auf die Probe stellt. Seine Arbeiten sind subtile Kommentare zu den Grundfragen der Malerei, sie täuschen unsere Sinne und lassen uns erst allmählich erkennen, dass sie nicht sind, was wir darin zu sehen glaubten. Charakteristisch für seine Kompositionen sind klare geometrische Formen, kraftvolle Farben und Trompe-l’œil-Effekte. Ausgangspunkt bildet nicht selten die Beschäftigung mit Leitfiguren aus der Kunst, denn oft fühlt man sich erinnert an Malewitsch, Mondrian, Palermo oder Ryman. Es handelt sich bei diesen Vorbildern um Künstler, deren Werke das Verhältnis von Realität, Bild und Material thematisieren und ihre eigenen Mittel hinterfragen. Grommeks Werke sind klare Statements, in denen er sich mit konkreten und minimalistischen Positionen auseinandersetzt und kunsthistorische Kategorien wie Original, Urheberschaft und Authentizität untersucht.
Im 4. Stockwerk des Museums wird Joachim Grommek zentrale Beispiele aus verschiedenen Werkreihen zeigen. Vor allem seine Bilder halten immer wieder ein Überraschungsmoment bereit, das unsere alltäglichen Seherfahrungen in Frage stellt: Wir nehmen als Betrachterinnen und Betrachter exakt abgegrenzte Farbflächen wahr, die in Form von Klebestreifen auf den schlichten Bildträger Spanplatte appliziert zu sein scheinen. Der auf den ersten Blick unfertige Zustand der Bilder regt zu genauerem Hinsehen an. Der Künstler verwendet ockerfarbene Spanplatten, grundiert diese weiss und versieht sie dann mit einer Malerei, die die Oberflächenstruktur der ursprünglichen Holzplatte imitiert. Der illusionistische Effekt wird dadurch noch gesteigert, dass am Bildrand die Spanplatte in ihrer tatsächlichen Beschaffenheit sichtbar bleibt. Zusätzlich zu seinen Bildwerken wird Grommek auch raumbezogene Installationen zeigen, die ebenfalls verunsichern: Nicht wenige Besucherinnen und Besucher werden sich fragen, ob es sich dabei überhaupt um Kunstwerke handelt oder ob hier versehentlich Teile vom Ausstellungsaufbau stehen geblieben sind. Spanplatten lehnen an der Wand, scheinbar knapp und flüchtig bestrichen – und doch sind auch sie das Ergebnis einer präzise ausgeführten malerischen Bearbeitung. Der Zustand der Spannung bleibt erhalten, die Widersprüche zwischen Darstellung und Realität bleiben ungelöst. Grommek spielt mit der Verführbarkeit unserer Wahrnehmung und unserer Sehnsucht nach Gewissheit.