Raumansicht der Ausstellung "Kunststipendien der Stadt Zürich 2019", Foto: Zoe Tempest
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Helmhaus

Foto: fbm studio
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Raumansicht der Ausstellung "Kunststipendien der Stadt Zürich 2019", Foto: Zoe Tempest
Raumansicht der Ausstellung "Kunststipendien der Stadt Zürich 2019", Foto: Zoe Tempest

Limmatquai 31
8001 Zürich
Tel.: 044 415 56 77
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-20.00 Uhr

Alex Sadkowsky / Mickry 3

25.04.2014 - 22.06.2014

Die Phantasiewelten von Alex Sadkowsky und Mickry 3
Das Helmhaus zeigt vier Kunstschaffende: Einer von ihnen ist gerade 80 geworden - Alex Sadkowsky. Als kreatives Kraftwerk ist er eine lebende Legende, hat 1001 Gesichter und fast ebenso viele Talente. Ihm gegenüber stehen drei junge Frauen: Mickry 3. Auch sie frönen einer erzählerischen, figurativen, fabulierfreudigen Kunst. Zusammen ergibt das eine Ausstellung, die in ihrem spielerischen Ernst lebendiger kaum sein könnte.
Die Werke der neuen Ausstellung im Helmhaus sind figurativ und erzählerisch - eine traditionell nicht eben «zürcherische» Domäne. Das Schaffen von Alex Sadkowsky und der Künstlerinnengruppe Mickry 3 ist so auch ein Beleg dafür, dass in der Gegenwartskunst viel Verschiedenes nebeneinander Platz hat und Kunst von Widersprüchen lebt.
Die altersmässig drei Generationen auseinander liegenden Akteure sind sich erstaunlich nah. Ihre Kunst reibt sich am Tagesgeschehen und steht doch märchenhaft über der Zeit. Sie illustriert Wunsch und Wahn, ist bunt und schrill und baut aus Hemmungslosigkeit Hoffnung. Der unfassbare Tausendsassa Alex Sadkowsky schwimmt mit den drei Meerjungfrauen von Mickry 3 in einem Fluss zahlloser Möglichkeiten. Die auftauchenden Werke entführen die Betrachter und Betrachterinnen in heitere, aber auch melancholische Phantasiewelten.

Ein prophetischer Seher
Die Ausstellung präsentiert ein lebendiges Spektrum sämtlicher Medien der Bildenden Kunst: Malerei, Skulptur, Installation, Objekt, Relief, Zeichnung, Graphik und Film. Dass sich hinter alldem auch Performance versteckt, wird in Filmen aus den späten 1960er und frühen 1970er Jahren deutlich. Ein Kernstück der Ausstellung ist Fredi M. Murers Film «Sad-is-fiction» von 1969 über Alex Sadkowsky, ein filmisches Doppelporträt, ja ein Duell zweier Kreativer: hinter und vor der Kamera. Sadkowsky äussert hier den bemerkenswerten Satz, dass sein surrealistischer Expressionismus, sein expressiver Surrealismus in einen «Undepressionismus» münde. Er präsentiert sich im Film auch als prophetischer Seher: wenn er prognostiziert, dass aus Luxus, Lächerlichkeit und Tempo Brutalität und Terror wachsen würden.

Ein ernsthaftes Spiel
Dem kreativen Feuerwerk von Alex Sadkowsky stehen die kraftvollen theatralischen Skulpturen der drei jungen Frauen von Mickry 3 gegenüber. Christina Pfander, Dominique Vigne und Nina von Meiss sind alle Anfang dreissig, haben früh, mit 17, 18, 19 Jahren, angefangen künstlerisch zu arbeiten - und verfügen zusammengenommen also auch über 45 Jahre Erfahrung auf dem Parkett der Kunst. Diese verstehen sie als ein Spiel, das mit Witz locken und dabei durchaus ernsthafte Anliegen freilegen kann. Bekannt geworden mit einem «Supermarkt», der das Betriebssystem Kunst karikierte, entführen Mickry 3 jetzt in märchenhafte Ensembles von Figuren und Requisiten, die eigenartige Rätsel und Riten offenbaren. Man ist versucht, den Erzählsträngen dieser «Hidden Story» auf die Schliche zu kommen - so der Titel der Arbeit - und wird dabei prompt immer wieder in die Irre geführt. Was Mickry 3 hervorbringen, entsteht in reinster und aufwändigster Handarbeit auf dem Gelände der Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer (AZB) in Schlieren - ein fürwahr verwunschenes Atelier am Rand der Stadt.

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