09.10.2010 - 30.01.2011
Unter den südbadischen Verlagen der frühen Nachkriegszeit verdient der Konstanzer »Südverlag« besonderes Interesse. Mit den beiden wichtigen Zeitschriften »Die Erzählung« und »Vision« stellte er nicht nur höchst ehrgeizige Ambitionen unter Beweis – er sammelte auch eine respektable Autorenschar um sich. Hier veröffentlichten jüdische Exilautoren wie Martin Gumpert und Otto Zoff ebenso wie Vertreter der »Inneren Emigration«, hier brachte Karl Krolow seinen ersten Gedichtband heraus, hier erschienen Erich Ohsers »Vater und Sohn«-Geschichten und Viktor Manns Familienbiographie »Wir waren fünf«. Dieses Programm ist nicht denkbar ohne den ehemaligen »Ullsteiner« Johannes Weyl, der nach Kriegsende eine Reihe ehemaliger Kollegen und Mitarbeiter von Berlin an den Bodensee holte, um neben dem »Südkurier« auch einen Buchverlag zu gründen, der ein heimisches Publikum mit neuen Autoren bekanntzumachen und mit neuen Ansprüchen zu konfrontieren suchte. Obwohl der »Südverlag« bis heute existiert, beschränkt sich die Ausstellung auf dessen aktivste Zeit – die sieben Jahre zwischen 1945 und 1952. Indem der Verlag im Spannungsfeld von Nachkriegs- und Besatzungszeit, Exil und »Innerer Emigration«, früher Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und regionaler Geschichte präsentiert wird, stellt die Ausstellung exemplarisch wichtige Aspekte des kulturellen Neuanfangs in der Französischen Zone und einen Beitrag zur Kulturgeschichte der Nachkriegszeit am Bodensee dar. Der Ausstellung liegt die gleichnamige Darstellung "Zeit der schönen Not" zugrunde, die Manfred Bosch 2009 im Universitätsverlag Konstanz herausgebracht hat.