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Horst-Janssen-Museum Oldenburg


Am Stadtmuseum 4 - 8
26121 Oldenburg
Tel.: 0441 235-2891
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Thomas Schütte – Radierungen

16.05.2009 - 16.08.2009
Das Horst-Janssen-Museum plant schon lange eine Sonderausstellung mit Werken von Thomas Schütte. Nun ist es gelungen, Radierungen des international bedeutenden Bildhauers in Oldenburg, seiner Geburtsstadt, zu zeigen. Im Kontext von Horst Janssen, der die Radierung als „sein eigentliches“ bezeichnete, ist es besonders spannend und zum Teil überraschend, wie Thomas Schütte mit dieser Jahrhunderte alten Tiefdrucktechnik umgeht. Seine Radierungen reichen von unfertig wirkenden Probedrucken über geniale Zufallsprodukte bis hin zu virtuos gearbeiteten Grafiken. Auf zwei Ebenen des Horst-Janssen-Museums werden insgesamt drei Radierzyklen präsentiert: Die „Wattwanderung“ von 2001 besteht aus 139 Radierungen, die Thomas Schütte an Leinen quer durch das weitläufige Dachgeschoss des Horst-Janssen-Museums spannen wird. Als Bildhauer bezieht er sich mit seiner Arbeit vor allem auf den Raum und gliedert ihn mit diesen bildlichen Akzenten auf sehr unmuseale Art und Weise. Die „Frauen“-Mappe von 2006 beinhaltet 18 großformatige Radierungen, auf denen sich Schütte sehr überzeugend mit der Darstellung des weiblichen Körpers beschäftigt. Während einige der großen Blätter geradezu klassisch anmuten – wie monumentale Torsi – verstört Schütte den Betrachter andererseits mit deformierten Körpern und fremden Perspektiven. Diese Mappe steht im Kontext zu Schüttes beeindruckenden großen Stahl- und Bronzefrauen, die zwischen 1998 und 2009 entstanden sind. „Fleurs pour M. Duchamp“ sind 13 Radierungen von 2002, die pflanzliche Gebilde zeigen. Im Unterschied zu den „Frauen“, die Schütte zumeist als großzügige Umrisszeichnungen anlegt, sind die Blumen und Blätter der „Fleurs“-Mappe von Binnenstrukturen geprägt. Zum Teil erinnern sie an die Ergebnis gepresster Blüten, Blätter und Stängel aus einem Herbarium. Vor allem mit den beiden letzt genannten Zyklen greift Schütte klassische Themen der Kunstgeschichte auf, die in der zeitgenössischen Kunst echte Tabuthemen sind. Das Frauenbild, wie die Darstellung des menschlichen Körpers generell, galt als ideologisch überfrachtet und verpönt, zumal in der Bildhauerei; und das Blumen-Motiv kann sich auch heute noch kaum des Kitsch-Verdachtes erwehren. Schütte hat sich in seiner Kunst davon befreit und teils ironisch, teils mit großem Bedacht diesen und anderen Themen genähert. Thomas Schütte wurde in 1954 in Oldenburg geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Schütte zählt zu den international gefeierten Künstlern. Bereits drei Mal – 1987, 1992, 1997 – nahm er an der documenta teil. Bei der Biennale in Vene­dig 2005 erhielt er für seinen Beitrag den Golden Löwen. Schütte gehört zu der Generation von Künstlern, die Anfang der 80er Jahre Concept- und Minimal Art überwanden, indem sie erzählerische Momente in die Kunst einbrachten.

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