15.01.2008 - 13.04.2008
Selbstporträts nehmen einen ungewöhnlich breiten Raum im künstlerischen Schaffen von Else Meidner ein. Den Blick in den Spiegel hielt sie mit unterschiedlichen Techniken – Malerei, Zeichnung und Radierung – fest. Ein wechselhaftes Künstlerleben spiegelt sich so in ihren Bildnissen – aus der selbstbewussten jungen Künstlerin wird mit den Jahren eine reife Frau, deren Hoffnungen zunehmend enttäuscht werden und die sich immer mehr in das eigene Ich und in ihre individuelle Bildwelt zurückzieht.
Obwohl sie schon als junge Zeichenschülerin ihren Lehrer Ludwig Meidner heiratete, bestand sie immer auf ihrer künstlerischen Unabhängigkeit. An die ersten künstlerischen Erfolge, die Auszeichnung einer Porträtradierung von Alfred Döblin oder eine Einzelausstellung bei den Juryfreien in Berlin, konnte sie nach 1933 nicht anknüpfen.
Im Londoner Exil gelang es ihr nicht, künstlerisch Fuß fassen. Als Ludwig Meidner 1953 nach Deutschland zurückkehrte, blieb sie in England und nahm später die britische Staatsangehörigkeit an. Aus gesundheitlichen Gründen und Entmutigung gab Else Meidner Ende der 1960er Jahre ihre künstlerische Tätigkeit auf und führte bis zu ihrem Tode 1987 ein zunehmend zurückgezogenes Leben.
Als Maler bin ich Autodidakt; ich fing an zu malen, als ich vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt war. Ludwig Meidner meinte zu mir: "Du malst wie ein Vogel singt."
Ich habe mich nie korrigieren lassen, hörte nie auf die Lehrer, habe nie getan, was sie verlangten – stets das Gegenteil. Als mir einmal einer in die Zeichnung hineinzeichnete, wurde ich ganz wütend.
Seit 2001 befindet sich ihr Nachlass – 140 Gemälde, 1027 Zeichnungen, 110 Blatt Druckgrafik sowie Skizzenbücher und Korrespondenz – im Jüdischen Museum Frankfurt, in dessen Ludwig-Meidner-Archiv auch der künstlerische Nachlass ihres Gatten betreut wird. Nach der Doppelausstellung Ludwig und Else Meidner, die 2002 in Frankfurt und London zu sehen war wurde, werden nun in der Kabinettausstellung erneut Arbeiten aus ihrem Nachlass gezeigt.