Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus und die Welt und ihre normative Ordnung gerieten aus den Fugen. Die Welt erlebte einen Zivilisations- und Geschichtsbruch sondergleichen. Im diesjährigen Gedenkjahr widmet sich das Jüdische Museum München mit der Ausstellung KRIEG! JUDEN ZWISCHEN DEN FRONTEN 1914–1918 dem historischen Ereignis Erster Weltkrieg aus einer jüdischen Perspektive heraus.
Der Blickwinkel konzentriert sich auf das subjektive Erleben der Jahre 1914–1918 von deutsch-jüdischen Soldaten und ihren Familien. Durch Feldpostbriefe, Tagebücher, Photographien und andere persönliche Objekte wird das historische Ereignis in individuell erlebte und beschriebene Momente zerlegt und damit greifbarer gemacht. Der Patriotismus vieler jüdischer Deutscher und deren Mitwirken am Krieg spielt dabei ebenso eine Rolle wie das literarische Entgegenwirken einiger. Auch der zutiefst verstörende Alltag im Schützengraben und die religiöse Erfahrungsdimension jüdischer Soldaten während des Kriegs werden näher betrachtet.
Die Ausstellung spürt auch der Frage nach, wie der zunehmende Antisemitismus in den Jahren 1914–1918 zu einer Ausgrenzung jüdischer Soldaten innerhalb des militärischen Apparats führte und auf gesellschaftspolitischer Ebene nach 1918 einen Krieg um die Erinnerung und Geschichtsdeutungsmacht bedingte, der die deutsche Erinnerungskultur bis heute beeinflusst.