30.01.2008 - 25.05.2008
Die sechste Etappe der Ausstellungsreihe „Sammelbilder“ erinnert an Heinrich Thannhauser und die „Moderne Galerie“, die vor allem für die "Erste Ausstellung der Redaktion Der blaue Reiter" von 1911 bekannt ist.
Heinrich Thannhauser (1859–1935) wurde in einer kleinen Landgemeinde in Bayerisch-Schwaben geboren und kam als Kind nach München. Er arbeitete als Kaufmann und wurde später Mitinhaber einer Kunstgalerie. 1909 eröffnete er seine eigene Galerie, die mit ihrem Oberlichtsaal und den hohen Räumen nach zeitgenössischem Urteil die „schönsten Ausstellungsräume in ganz München“ besaß.
Häufig in Zusammenarbeit mit deutschen und französischen Kollegen organisierte und betreute Thannhauser eine Reihe bahnbrechender Ausstellungen moderner und avantgardistischer Kunst, darunter Ausstellungen französischer Impressionisten und Post-Impressionisten, die erste Blaue-Reiter-Ausstellung, die italienischen Futuristen sowie die weltweit erste Retrospektive Picassos. Thannhauser wurde so zu einem Vermittler für den Austausch von Ideen und zum Förderer eines kosmopolitischen Modernismus in München. Er bot Münchner Künstlern und der breiten Öffentlichkeit die Gelegenheit, das Beste an internationaler Kunst zu sehen, und schuf für junge Künstler eine Plattform, auf der sie ihre Werke zeigen konnten. Die Ausstellungskataloge, die häufig fundierte Einleitungen führender Kunsthistoriker und Kunstkritiker enthielten, spiegeln das Anliegen der Galerie wider, im Hinblick auf moderne Kunst erzieherisch zu wirken.
Thannhausers Sinn für öffentlichkeitswirksame Auftritte lässt sich an den Ausstellungsplakaten, den Werbeanzeigen und den aufwändig gestalteten Bestandskatalogen erkennen. Seine Geschäftsauffassung wird auch in seinem Credo deutlich: „Oberstes Geschäftsprinzip der Modernen Galerie: Mäßigste, für jedermann gleiche, aber streng feste, unabänderliche Preise.“
Als sich in den späten 1920er Jahren die Situation in München aufgrund des zunehmend konservativen Kunstgeschmacks und des wachsenden Antisemitismus verschlechterte, schloss der Sohn Heinrichs, Justin K. Thannhauser (1892–1976), die Münchner Galerie und verlagerte den Hauptsitz nach Berlin. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten emigrierte Justin K. Thannhauser nach Paris und später nach New York, wo er den Kunsthandel von seinem Wohnhaus aus weiterführte. Heute lebt der Name der Familie im Thannhauser-Flügel des Solomon R. Guggenheim Museums in New York fort, dem Justin K. Thannhauser seine Sammlung vermacht hat.