30.05.2008 - 07.09.2008
In der vorletzten Etappe der Reihe SAMMELBILDER stellt das Jüdische Museum München eine bedeutende Privatsammlung mit Exponaten aus dem jüdischen Ritual vor. Unterschiedliche Zugänge zum Sammeln beginnend von den Anfängen einer Sammlung, dem Sammeln in einem regionalen Kontext, dem Bedeutungswechsel zwischen Vitrinen- und Gebrauchsobjekt bis hin zu rätselhaften Fragen, die einige der Sammelstücke aufwerfen, werden dabei thematisiert.
Als 1878 in Paris weltweit erstmals eine private Sammlung jüdischer Kultgeräte öffentlich ausgestellt wurde, notierte ein Student, der spätere Budapester Professor David Kaufmann (1852-1899), in seinem Tagebuch: „Das ist der Sieg der Kultur über den Kultus“. Die Anfänge des Sammelns von Judaica markieren tatsächlich einen Paradigmenwechsel als Folge zunehmender Säkulariserung: Ritualgeräte wurden nicht mehr als Werkzeuge des Kultes, sondern als künstlerischer Zeugnisse interpretiert, die die Identifikation mit jüdischer Geschichte und Tradition ermöglichen.
Seit der Schoa werden Judaica von vielen Sammlern auch als Erinnerungsträger verstanden, die nicht nur an das jüdisch-religiöse Leben vor 1933 erinnern, sondern auch an Zerstörung, Vertreibung und Vernichtung. Das Sammeln ist damit auch ein Retten und Bewahren der wenigen Spuren, die sechs Millionen ermordeter Juden hinterlassen haben.
Heute finden sich bedeutende private Judaica-Sammlungen vor allem in den USA und Israel. Die hier gezeigte Münchner Privatsammlung gehört zu den wenigen in Deutschland und ist aufgrund ihres Umfangs und ihrer Qualität die wohl Bedeutendste. In ihren beiden Schwerpunkten mit Objekten aus Osteuropa und Süddeutschland spiegelt sich auch die Geschichte des Sammlers und seiner Familie wider, die - aus Polen stammend - in der Sowjetunion überlebte und nach 1945 in München eine neue Heimat fand.