In seiner ersten großen Museumsausstellung in Deutschland zeigt der ägyptische Künstler Wael Shawky (*1971) die als Filmtrilogie angelegten Cabaret Crusades, in denen Marionetten die Geschichte der mittelalterlichen Kreuzzüge als Kabarett aufführen. Shawkys mehrfach preisgekrönte Filme fragen nach der Wirkungsweise von Projektion, Manipulation und der Auseinandersetzung mit dem Fremden. Was steckt hinter den komplexen Mechanismen der Konstruktion von Geschichte und deren Erzählung? Während Teil 1 und Teil 2 der Cabaret Crusades als raumgreifende Projektion ab dem 6. September in der Grabbehalle zu sehen sind, wird der in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen produzierte dritte Teil, The Secrets of Karbala, parallel zur Ausstellung im selben Raum produziert und am 4. Dezember uraufgeführt. Bis dahin verwandeln Wael Shawky und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen den Ausstellungsraum auf nie dagewesene Weise zum Ort der Kunstproduktion.
In den Cabaret Crusades, die zu den viel besprochenen Entdeckungen der Documenta 13 gehören, spielen detailreich ausgestattete Marionetten in fantastischen Kulissen kindlich und grausam zugleich die kriegerischen Ereignisse des 11./12. Jahrhunderts nach. Das Szenario der Trilogie basiert auf dem Buch des französisch-libanesischen Autors Amin Maalouf (*1949), "Der heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht" (1983). Shawky mischt den notorisch von Phantasie- und Wunschvorstellungen geprägten europäischen Blick auf den Nahen Osten mit arabischen Formen der Repräsentation. Mit den historischen Kreuzzügen greift Shawky ein Thema auf, das durch die andauernden Konflikte im Nahen Osten auch noch nach beinahe 1000 Jahren höchst aktuell ist. Die im Film thematisierten Orte wie Aleppo, Damaskus oder Bagdad sind auch heute als Kriegsschauplätze gegenwärtig. Die an Schnüren geführten, wie ferngesteuert wirkenden Puppen werfen unweigerlich die Frage auf: Wer eigentlich zieht die Fäden der Geschichte?