Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Industrialisierung in Europa einen Grad erreicht, ab dem erbitterte Konkurrenz um neue Absatzmärkte in den Vordergrund des wirtschaftlichen Handelns rückte. Die Werbung - oder wie man damals sagte - die Reklame wurde zum wichtigsten Mittel der Absatzerweiterung. Gerade Reklamebilder erwiesen sich als ein besonders wirksames Werbemedium. Es waren Werbebeigaben, die zunächst von Warenhäusern, dann auch zur Absatzförderung für einzelne Marken, an die Kunden abgegeben wurden und der Kundenbindung dienen sollten. Firmen wie „Liebig’s Fleischextrakt“, „Stollwerck“ und „Palmin“ ließen zehntausende Bildmotive drucken, die zunächst weniger durch ihre künstlerische Qualität, als vielmehr durch ihre drucktechnische Brillanz, durch prachtvolle Farben und durch einfache, anschauliche und einprägsame Botschaften bestachen.
Einhergehend mit der kunstpädagogischen Reformbewegung des 20. Jahrhunderts setzte die Schokoladenfabrik der Gebrüder Stollwerck verstärkt auf Sammelbilder von hoher künstlerischer Qualität und verlegte Arbeiten namhafter Künstler: Von Max Liebermann über Adolph von Menzel, Hans Baluschek bis hin zu den Worpsweder Künstlern waren fast alle bekannten Namen der Zeit vertreten. Mithin erschienen neben den für die Hosentaschen der Kinder bestimmten Bildern, nun auch seltene, teure, die von wohlhabenden Erwachsenen gesammelt wurden.
Diesem Blick in die Zeit um 1900 mit ihren unterschiedlichen künstlerischen Entwicklungen rund um das Sammelbild widmet sich die Ausstellung „ReklameKunst auf Sammelbildern um 1900“ des Museums Europäischer Kulturen der Staatlichen Museen zu Berlin, die im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischen Kulturbesitzes vom 24. Mai bis zum 18. August 2013 im KULTURELLEN FORUM der Stadt Langenfeld gezeigt wird. Die Ausstellung, die der Autor und Sammler Detlef Lorenz zusammen mit dem Museum Europäischer Kulturen erarbeitet hat, zeigt die Vielfalt der Motive und Themen der Sammelbilder, stellt verschiedene Künstler vor und verdeutlicht Verbindungen künstlerischer Wirtschaftsbewegungen in Europa vor dem Ersten Weltkrieg.