Die Beschäftigung mit dem bewussten Verzicht auf Farbigkeit lässt sich in der Geschichte der Kunst und Kunstphilosophie weit zurückverfolgen. Schon bei Aristoteles rangierte die klassische Umrisszeichnung höher als „wenn jemand blindlings Farben aufträgt, und seien sie noch so schön“. Viele epochale Werke der bildenden Kunst – man denke etwa an Whistlers Arrangement in Grey and Black No. 1 (1871), Picassos Guernica (1937) oder Rauschenbergs White Paintings (1951) – sind unbunt.
Die Ausstellung Ein Drittel Weiß versammelt acht künstlerische Positionen aus mehreren Generationen, die in unterschiedlichen Genres und Medien – Fotografie, Projektion, Skulptur, Rauminstallation, Malerei – das weite Feld der Grauwerte erkunden. Der Titel der Gruppenausstellung spielt auf ein Dessauer Bauhaus-Fest des Jahres 1926 an, dessen farbliche Vorgabe „Zwei Drittel weiß, ein Drittel bunt“ lautete.
Aufgenommen wird insbesondere die aktuelle Hinwendung junger Künstler zu Schwarz und Weiß. Die ambitionierte Rückkehr zu alten Techniken und minimalistischen Ansätzen ist als eine Reaktion auf die bildliche und technische Überfülle unserer Zeit zu sehen, in der sich die Kunst durch Reduktion von der Bilder produzierenden Masse absetzt. So wenden sich Künstler seit kurzem verstärkt wieder analoger Schwarz-Weiß-Fotografie zu oder nutzen alte Drucktechniken. Dies geschieht keineswegs in einer romantischen Rückwende, sondern wird mit dem Wissen um den aktuellen Stand der Technik (und zum Teil auch mit deren Mitteln) zeitgenössisch umgesetzt.