Adriaen van Ostade (1610–1685) nimmt in der holländischen Genrekunst neben Rembrandt eine herausragende Stellung ein. Er war mit allen Geheimnissen der Radierkunst bestens vertraut: Seine lichthaltigen, äußerst subtil und detailliert ausgeführten Radierungen verraten nicht nur die Innigkeit, mit der er sich seinen Themen zuwandte, sondern auch seinen feinen Humor. Während die frühen Drucke noch von einer gewissen Karikaturhaftigkeit zeugen, bilden die späteren Werke den ländlichen Alltag ohne moralisierenden, verzeichnenden Blick ab. In seinen 50 Radierungen schildert Van Ostade das einfache Leben in Bauernhütten, turbulente Trinkgelage in Wirtshäusern oder Zeitgenossen beim Tanz, beim Gesang, beim Glücksspiel oder beim Schwatzen auf der Straße.
Die Ausstellung von insgesamt rund 100 Werken vereint erstmals in Deutschland das gesamte druckgraphische Werk Van Ostades. Sie stellt auch zum ersten Mal den bedeutenden Bestand eines Privatsammlers in vorzüglichen, meist frühen Abzügen vor. Blätter aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen, darunter auch Werke unter anderem von Zeitgenossen wie Rembrandt und Van de Velde, ergänzen die Präsentation. Neben den kleinformatigen Radierungen, die in verschiedenen Zuständen gezeigt werden können und so den Arbeitsprozess des Radierens illustrieren, werden auch Radierplatten aus Kupfer sowie Vorzeichnungen aus namhaften öffentlichen Sammlungen zu sehen sein, etwa aus der Hamburger Kunsthalle, dem Berliner Kupferstichkabinett und dem Frankfurter Städel. Anhand dieser Zeichnungen, die einzelne Figuren vorbereiten oder ganze Kompositionen bis in kleinste Details vorwegnehmen, lässt sich die Entstehung der Radierungen und die Wandlung in Van Ostades Stil von den 1640er bis in die 1660er Jahre verfolgen.