17.04.2010 - 14.05.2010
Kunst ist für mich Auseinandersetzung mit den Werten des Lebens, nicht die Dekoration einer seelenlosen Gesellschaft. Meine Arbeit hat etwas mit Inhalten zu tun, mit Ahnungen und Visionen.
Gerhard Göschel
Der Arrhythmiker: Gerhard Göschel ist Arrhythmiker. Er stemmt sich gegen den Rhythmus der „ungewollten Selbstzerstörung“, in dem die Adaption der Katastrophe von heute die größere von morgen schon wieder erträglicher erscheinen lässt, weil nur die Steigerung noch Aufregung zu erheischen vermag. Gerhard Göschel sieht hierin auch und vor allem ein Problem der modernen Informationsgesellschaft, in der die Eliminierung von Friktion die Gleichschaltung von Gesellschaft durch Einübung des ‚Rhythmus‘ in immer neuen Beschleunigungen vorantreibt: Gewöhnung nicht an Geschwindigkeit, Gewöhnung an Beschleunigung. Du sagst es Virilio!
Kunst ist nicht Kausalforschung, und so sind Göschels Werke auch nicht zu sehen als Erklärungen oder gar Auswege für uns heute. Aber sie zwingen den Betrachter, der sich mit ihnen einlässt, in einer manchmal auch beklemmenden Form zur Bilanzierung. Sie konfrontieren ihn mit der Wahrnehmung eines Künstlers, der in der Freiheit des Arrhythmus eben jene Friktion für sich bestehen lässt, die die allenthalben sedierte Gesellschaft zu übersehen sich erfolgreich bemüht.
Horst Skarabis
Im Rahmen der Vernissage wird das Streichquartett Nr. 3 (2009) des Komponisten Jörn Arnecke (*1973) uraufgeführt. „Mit Gerhard Göschel und seiner Frau Annette verbinden mich viele Erlebnisse und Veranstaltungen, über zehn Jahre dauert nun schon unsere Zusammenarbeit. Daraus ist eine Freundschaft erwachsen, deren Ausdruck nicht nur gemeinsame Hoffeste sind, sondern auch voneinander beeinflusste Arbeiten: Gerhard Göschels Installation „Jäten im Paradies“ etwa rückt mein elektroakustisches Stück „Coup, coup, coupe“ in eine andere, dunkel eindrucksvolle Sphäre, die dem Stück eine tiefe Emotionalität verleiht.“