07.11.2010 - 09.01.2011
Norbert Tadeusz (geb. 1940) läßt den Raum implodieren, erzeugt einander geschobene Flächenländer, zusammengeklappte Bildbühnen, unlogische, 'bodenlose' Perspektiven. In diesen Fluchten wirkt auch der Mensch verzerrt oder gestaucht, erscheint in extremer Ober- oder Untersicht, wird in buchstäblich
allen Lagen dem Betrachter vorgeführt.
Bei aller körperlichen Wahrscheinlichkeit spielen die Figuren auch allegorische Rollen. Sie schwingen sich, artistisch der Schwerkraft trotzend, an Seilen durch endlose Räume, symbolisieren vitale Energie und gleichzeitig die Mühsal jeder Vita.
Bei Tadeusz ist die Wirklichkeit im Bild äußerst doppelbödig: Eine monumentale Fähre wird zu Charons Nachen, ein Atelier zur Kathedrale, ein Swimmingpool zum bedrohlichen Maelström.
Tadeusz unterläuft jede Illusion. Er spielt episches Theater. Bei den nackten Körpern legt er die Entstehung des Bildes offen. Vielfach zeigt er im Gemälde den Schatten des Malers, der ein Modell fotografiert, um sich eine geeignete Vorlage zu verschaffen. So ist der Maler sinnenhafter Voyeur und gleichzeitig distanzierter Dramaturg künstlicher Flächenwelten jenseits aller Sogwirkung der Wirklichkeit.