In einer Welt voll von generierten Bildern verändert sich der Auftrag der Kunst. Ein Nachdenken über diese oft hoch psychologisierten Bildwelten, die Formen der Bildwiedergabe und Bildrepräsentation ist zwingend. Die Relation von Bild und Sprache, Sprache und Körper, Bild und Raum, Objekt und Subjekt hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten rasant verändert. Während die originäre Bildgenese als primäre Aufgabe der Kunst entfällt, wird das Arbeiten mit bereits existierenden Bildern, Objekten und Räumen zum entsubjektivierten Ort der Reflektion. Es gilt, die Welt aus der Abstraktion zu begreifen und nicht die Abstraktion aus der Welt. Das Moment des individuellen Schaffens wird nebensächlich, das Moment der Überführung der Bilder und Gegenstände in den Kunstraum als solches irrelevant. Die visuelle Reflektion erfolgt rhythmisch, prozesshaft und seriell. Die Wiederholung im Seriellen vollzieht sich dabei weniger im Spannungsfeld von Differenz und Gleichem als in einer unabschließbaren Vernetzung; allein in der variierenden Spekulation kann gedacht werden.
Durchdringender, staccato-artiger Sound und die serielle Poetik inkohärenter Narrative treffen in Ed Atkins’ Videos auf die hyperreale Präsenz und Kälte animierter menschlicher Körper. Die Grenzen zwischen der vermeintlichen Immaterialität des Mediums und der Körperlichkeit des Betrachters werden bis zum Exzess strapaziert. Oberfläche, reale und virtuelle Räume, digitale Bildbearbeitung und analoge Inszenierung verdichten und überlagern sich in den Arbeiten von Michele Abeles zu komplexen Bildebenen und Bildbedeutungen. Ihre Arbeit verlässt die starre symbolische Ordnung der Dinge zugunsten einer stetigen Zirkulation der Bilder und ihrer wechselnden Betrachtung.
Die Ausstellung Speculations on Anonymous Materials bringt weltweit erstmals internationale künstlerische Positionen zusammen, die die Anonymen Materialien des rasanten und eingreifenden technologischen Wandels neu denken lassen.