Nach vielen Jahren präsentiert sich das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wieder im Zentrum der Stadt. Die Ausstellung „Die Teile des Ganzen. Geschichten aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums“ lädt das Publikum ein, neue Sichtweisen, ein spannendes Haus und eine vielfältige Sammlung zu entdecken, die weit über barocken Prunk hinausreicht.
Das Kunstgewerbemuseum wurde 1876 in Dresden gegründet, seit über 50 Jahren befindet es sich am Stadtrand von Dresden in Schloss Pillnitz. Obwohl ein faszinierend schöner Ort und von vielen Bewohnern der Stadt Dresden sehr geliebt, wird selten das Museum dort vermutet. Daher begibt sich das Kunstgewerbemuseum in die Stadt und stellt sich vor.
Die Sammlung eines jeden Museums ist ein eigener Kosmos. Das Dresdner Kunstgewerbemuseum verzeichnet über 55.000 Inventarnummern, hinter denen viele Geschichten stecken. Die Breite der Sammlung reicht vom 9. vorchristlichen Jahrhundert bis in die Gegenwart und erstreckt sich quer durch alle Materialgruppen: Holz, Glas, Metall, Keramik, Textil.
„Die Teile des Ganzen“ spielt mit den Verhältnissen, die zwischen dem Ganzen und seinen einzelnen Teilen bestehen. Diese sind unterschiedlichster Art und werden in elf Ausstellungssituationen zur Diskussion gestellt. Es zeigt sich dabei, dass abgesehen von kunsthistorischen oder materialtechnischen Kategorisierungen überraschend andere Themen hervortreten. Die Objekte gehen neue Nachbarschaften ein und können damit aus neuen Perspektiven betrachtet, befragt und verstanden werden.
Bereits die Ausstellungshalle bietet einen ungewohnten Anblick. Die Wände sind umlaufend mit den Inventarnummern des Hauses verkleidet. Die Nummer 1 aus dem Jahre 1873, ein „Rheinweinglas mit Goldrand“, bis zur Nummer 55712, die neueste Erwerbung, repräsentieren den Objektspeicher, mit dem die Mitarbeiter des Museums tagtäglich arbeiten. Die Mitarbeiter untersuchen und forschen über die vorhandenen Objekte, versuchen sie einzuordnen und können trotz intensiver jahrelanger Arbeit nicht alle Fragen endgültig beantworten. Es wird deutlich, welche nahezu unerschöpfliche Arbeit täglich mit großer Leidenschaft verrichtet wird und immer neue Herausforderungen stellt.
Wie diese gibt es unzählige Geschichten in der Ausstellung zu entdecken. Mit The Next Enterprise (Architektur, Wien) und Fons Hickmann m23 (Grafik, Berlin) konnten zwei der avanciertesten Kreativbüros des deutschsprachigen Raumes für die Gestaltung der Ausstellung gewonnen werden. Die Form der Präsentation variiert mit jeder Objektgruppe und legt besonderen Wert darauf, jedem Themenbereich die ihm angemessene Präsentationsform zu geben und einen lustvoll-intuitiven Zugang zu den Kunstwerken zu ermöglichen. So ist es möglich, über die Objekte, viele spannende Geschichten und letztlich ein zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Haus neu zu präsentieren. Mit „Die Teile des Ganzen“ setzt das Kunstgewerbemuseum einen weiteren Schritt in seiner innovativen Neupositionierung und rückt näher in die Mitte der Stadt und ihrer Bewohner.