01.10.2011 - 08.01.2012
In kühler Distanz und messerscharfer Präzision beschrieben Maler in den 1920er Jahren die Wirklichkeit. Eine eigene Ausprägung fand die Kunstrichtung der Neuen Sachlichkeit in Dresden: Bissige Ironie traf hier auf altmeisterliche Eleganz. George Grosz, Otto Dix, Conrad Felixmüller, Otto Griebel und Bernhard Kretzschmar zeichneten ein desillusionierendes Bild der Weimarer Republik.
In schockierender Deutlichkeit hielten sie in ihren Darstellungen von Arbeiterkindern, Spießbürgern, Kriegskrüppeln und Prostituierten der Gesellschaft einen Spiegel vor. "Â… die Dinge zu sehen, wie sie sind" - nicht einmal vor Vater und Mutter rückte Otto Dix von seinem Credo ab. Das berühmte Bildnis seiner Eltern aus dem Kunstmuseum Basel, dessen überdeutlicher Realismus für zahlreiche Künstler richtungsweisend war, kann neben anderen Hauptwerken erstmals wieder nach 90 Jahren am Ort seiner Entstehung gezeigt werden. Einen anderen Weg gingen Hans Grundig und Wilhelm Lachnit, die mit ihren Werken auch der Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft Ausdruck verleihen wollten.
Als gegen Ende der Zwanzigerjahre die Neue Sachlichkeit zu einer breiten Modeströmung wurde, war der Facettenreichtum der künstlerischen Handschriften besonders groß. In der Ausstellung stehen für die "Goldenen Zwanziger" typische, altmeisterlich elegante Damenbildnisse neben berührenden Porträts von Arbeiterfrauen und Proletarierkindern; kraftvoll-naive Figurenbilder neben mit spitzem Pinsel ausgeführten Stadtlandschaften und Stillleben sowie konstruktivistischen Tendenzen. Eine ganze Generation von Künstlern - auch jene, die Dresden wieder verließen, wie Max Ackermann, Franz Lenk oder Richard Oelze - hatte die strenge Zeichenausbildung an der Akademie bzw. an der Kunstgewerbeschule durchlaufen. Um 1930 schließlich gehörten Curt Querner, Rudolf Bergander und Willy Wolff zu den Studenten aus dem Malsaal von Otto Dix. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise wandten sie sich erneut gesellschaftsrelevanten Themen zu und führten die kritisch-realistische Malerei in Dresden vor 1933 nochmals zu einem Höhepunkt.