In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt sich Alexander Wolff (geboren 1976 in Osterburg, lebt in Berlin) mit Erscheinungsformen, Möglichkeiten und Grenzen von Malerei als Tafelbild, Wandbild, Fotografie, Bild im Raum und Raumbild. Dabei beschränkt sich sein Tun weder auf den begrenzten Bildraum der Leinwand noch auf Öl- oder Acrylfarbe. Auch Textilfarbe, Schmutz, Staub, verschiedenfarbige oder bedruckte Stoffe und Licht zählen zu den Materialien, aus denen heraus seine Bilder entstehen. Materialkombinationen und Formatvariationen erzeugen und bearbeiten Rahmen, Ränder und Übergänge, in deren Zwischenräumen immer wieder die Frage aufscheint, was Malerei noch alles sein kann, welche Voraussetzungen und Vorstellungen über den Status von Bildern mit ihr verknüpft sind und was die Bedingungen für die Produktion von Malerei könnten. Wodurch nehmen wir ein Bild als Bild wahr? Welche Räume eröffnet das Bild im Raum und wie verändert sich der Raum durch das Bild? Wie spielen Bild und Raum zusammen und wo treten sie gegeneinander an?
Für die Kunsthalle Lingen hat Alexander Wolff eine ortsspezifische Arbeit entwickelt, die sich mit vorgefundenen Eigenheiten auseinandersetzt und hierauf Bezug nimmt. Einerseits entsteht für die Kunsthalle Lingen ein neues Wandbild, das die Besucherinnen und Besucher über einen Treppenturm und eine Gerüst-Plattform begehen können. Die Komposition nimmt die architektonische Zweigeteiltheit der Halle zum Thema und macht sie zu einem durchgängigen Bild. Durch die Möglichkeit der Ausstellungsbesucher, in das Bild hineinzugehen, werden sie selbst zu einem aktiven Teil der Ausstellung.
Ferner leben für den Zeitraum der Ausstellung in der Kunsthalle vier Zuchttauben, die die Besucher aus erhöhter Perspektive beobachten können. Für die Tauben steht im Raum ein Taubenhaus, das von Insassen der JVA Lingen in Zusammenarbeit mit Insassen der JVA Lingen Abteilung Damaschke gebaut und gestaltet wurde.
Des Weiteren präsentiert Alexander Wolff eine neue Serie von insgesamt vierzehn Leinwandbildern. Diese werden einerseits in der der Kunsthalle gegenüber liegenden Justizvollzugsanstalt ausgestellt, dort können sie nur von den Inhaftierten bzw. vom Gefängnispersonal gesehen werden. Sieben weitere Werke werden zeitgleich im Ausstellungsraum der Abteilung Damaschke der JVA Lingen präsentiert, gemeinsam mit Werken, die von dortigen Insassen gefertigt wurden. Insofern reflektiert die Ausstellung von Alexander Wolff durch ihren engen ortsspezifischen Charakter sowohl die Rolle der Betrachtenden wie auch einen sozialen Aspekt.