07.05.2011 - 26.06.2011
Die Kunsthalle Lingen zeigt zum ersten Mal eine Ausstellung, die Kunstwerke der international bekannten rumänischen Künstler Victor Man (geb. 1974 in Cluj-Napoca) und Dan Perjovschi (geb. 1961 in Sibiu) im Dialog miteinander präsentiert. Victor Man repräsentierte sein Heimatland 2007 auf der Biennale in Venedig, Dan Perjovschi tat dies 1999. Victor Man richteten das Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam und die Barbara Gladstone Gallery in New York Einzelausstellungen aus und Dan Perjovschi realisierte unter anderem im Museum of Modern Art in New York eine Einzelausstellung.
Die oft surreal anmutenden Malereien, Objekte und Installationen Victor Mans sind ebenso von persönlichen Erfahrungen wie auch von Geschichten und Mythen inspiriert, die er als Quelle für seine Arbeit nutzt. Seine Kunst ist Basis für ein Universum an Assoziationen und Bezügen, oft verweist die Kunst Victor Mans auf eine Welt aus Phantasien, innerlich empfundenen Stimmungen und versteckten Ängsten. Teil der Ausstellung ist beispielsweise eine Werkgruppe von Bildern mit dem Titel "Pagan Space", in deren Zentrum eine schwarze heidnische Statue erscheint, die wie der Mittelpunkt eines Altars wirkt, um den sich sie schmückende Elemente gruppieren. Die Statue selbst wurde gefunden und in Korrespondenz durch den Impuls eines Traums als Metapher für das übergeordnete Medium des Wissens mit außergewöhnlicher Wirkung aufgeladen. Eine weitere Serie von Bildern mit dem Titel "Spells" zeigt jeweils mal düster, mal heller in Szene gesetzte geometrisch-kristalline Farbformen. In Korrespondenz mit Linien wirken sie wie okkulte Symbole und scheinen auf verschwörerische Zirkel zu verweisen. Weitere Werke basieren auf rumänischen Tageszeitungen, in denen Wahrsager für ihre Gunst werben. Die Geometrie dieser monochromatischen Strukturen verweist auf die Idee des Spiels, verbunden mit zukünftigen Geheimnissen.
Auf spannende Weise wird die Arbeit von Victor Man durch die unmittelbar vor Ort entstehende Kunst von Dan Perjovschi ergänzt. Bereits seit 1989 zeichnet er für die rumänische Wochenzeitung "22", die die von ihm mitbegründete "Gruppe für gesellschaftliche Dialoge" kurz nach dem Sturz von Nicolae Ceausescu ins Leben gerufen hatte.
Wird Dan Perjovschi zu Ausstellungen eingeladen, reflektiert er in Zeichnungen, die unmittelbar auf der Wand entstehen, einerseits den Zustand einer globalen Welt, andererseits bezieht er das jeweilige politische und gesellschaftliche Geschehen vor Ort mit ein. Die Welt scheinbar komplexer, unumstößlicher Universalien wird durch platte Mechanismen gegenpoliger Zuweisungen wie Gut und Böse, Groß und Klein, Macht und Ohnmacht, Ost und West direkt gegenübergestellt und Absurditäten und Zynismen vermittelt. Politische und kulturelle Ereignisse aus den aktuellen Weltnachrichten werden ebenso verhandelt wie Strukturen von Hierarchien, Ein- und Ausschlüsse sowie die Absurditäten und Ereignisse der unmittelbaren Gegenwart kommentiert. Direkt in Lingen entstanden, werden in den Arbeiten auch aktuelle Ereignisse reflektiert. Ebenso zeigt Dan Perjovschi zum ersten Mal in Deutschland Fotografien, die in der chinesischen Hauptstadt Beijing entstanden sind.
