06.03.2010 - 30.05.2010
Die Aquarelle von Martina Essig (*1978) zeichnen sich durch eine einnehmende Präsenz aus. Jedes einzelne Bild beansprucht Raum und Aufmerksamkeit, und es bildet ein Gegenüber. Dies ist auch auf die zumeist blickfüllenden Hochkantformate ihrer Bilder zurückzuführen. Fast alle bewegen sich zwischen eineinhalb und knapp drei Metern Höhe. Dabei sind es keine auffälligen Motive, die den Blick auf sich ziehen. Vielmehr operiert die in Coburg lebende Künstlerin, die an der Nürnberger Kunstakademie bei Rolf-Gunter Dienst studierte, mit einer Loslösung vom Gegenständlichen. Konkrete Motive sind allenfalls angedeutet oder versatzstückhaft zu erahnen, wie etwa ein Fensterausblick, eine Pflanze oder Bruchstücke einer Landschaft. Meist lassen die Bilder, die vornehmlich mit einer Mischung aus Acryl und Wasserfarben gemalt sind, an eine aus dem Zusammenhang gelöste Struktur oder Ornamentik denken. Ein aus Miniaturabbildungen bestehendes Archiv unterschiedlichster Bildvorlagen dient Martina Essig als assoziativer Fundus. Die Künstlerin ist weniger am Motiv selbst interessiert, sondern vielmehr an seinen strukturalen AspekÂten. Sie untersucht und reflektiert die Wirkung von Bildern sowie ihre ästhetische und kontextbezogene Macht. Ihre BildfindunÂgen fußen auf einer präzisen Wahrnehmung und einer konzeptuÂellen Reflektion. Das Ergebnis sind verdichtete Geflechte von sinnlicher Kraft und zugleich analytischer Schärfe und Schönheit. Aspekte wie Rhythmisierung, Reduktion oder das Fließen der Farbe werden zu bildkonstituierenden Elementen.