03.02.2012 - 22.04.2012
Der in München geborene Künstler Peter Sauerer (*1958) wurde bekannt mit Schnurarchitekturen, bei denen er Gebäude wie den Kölner Dom oder den Deutschen Reichstag detailliert und im verkleinerten Maßstab nachschnitzt, sie dann in viele Teile zersägt und die Teile mit Schnüren wieder zusammenflickt, um das fragil gewordene "Monument" kopfüber an die Wand zu hängen. Schöpfung und Zerstörung, Stabilität und Unsicherheit fließen in den Werken von Peter Sauerer stets ineinander wie zwei sich Âgegenseitig bedingende Kräfte. Machart und Ästhetik seiner ÂminiÂÂaturhaften Arbeiten lassen zunächst an Spielzeug oder harmlose Modelle denken. Auf den zweiten Blick eröffnen sie einen Kosmos, der sich durch das Aufgreifen von prägenden Bildern als eine komplexe ÂErfahrungsumkreisung entpuppt. Unaufgeregt und kommentarhaft wirken die bildhauerischen Miniaturen, die vom eigenen Erleben, von Phantasien und von geschichtsträchtigen Ereignissen ausgehen, deren Bilder sich tief ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben haben. Die hier gezeigte Werkgruppe von weiblichen Masken wurde durch die Legende um die "Vril-Gesellschaft" angeregt, einen Geheimbund, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts exisÂtiert haben soll und dessen Mitglieder kraft ihres Geheimwissens das NS-Regime angeblich mit Plänen für die bis heute unbestätigten "Reichsflugscheiben" versorgt haben. Die Titel der Masken sind die Vornamen der sogenannten Vril-Frauen Gudrun, Sigrun und Traute. Das Spiel um Fiktion und Wahrheit findet in den Masken seine geradezu unheimliche Wiederkehr in den doppelt geschnitzten Augenpaaren, die eine ständige Bewegung vortäuschen und die man unmöglich fixieren kann. Als tragbare Masken konzipiert, bieten sie bewusst die Möglichkeit, die Frage nach Wahrheit oder Lüge situativ zu Âerproben. Wer eine der Masken trägt, nimmt Âunweigerlich ihre Identität an. Das geschnitzte "Ich", eine Selbstporträt-Maske des Künstlers, ermöglicht Peter Sauerer ein Alter Ego, mit dem er sich selbst wiederholt und zugleich verunklärt. Und der Betrachter könnte mittels dieser Maske die Identität des Künstlers annehmen, zumindest für einen kurzen Moment.