Im Oktober 2013 feiert das Gebäude der heutigen Kunsthalle Nürnberg seinen 100. Geburtstag. Dieses Jubiläum ist Anlass für die internationale Gruppenausstellung Forever Young. Über den Mythos der Jugend, in der zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler psychologisch vielschichtige Darstellungen der Kindheit und Jugend präsentieren. Die Unterschiedlichkeit ihrer Werke zeigt, wie weit die Wahrnehmungen dieser ersten Lebensphase auseinanderliegen können und wie individuell die Gefühle und Erinnerungen sind, die sich mit diesen Jahren verbinden. Dabei ist das Motto „Forever Young“ stets doppeldeutig zu lesen: Es steht sowohl für eine abwechslungsreiche Ausstellung über den Mythos der Jugend als auch für 100 Jahre zeitgenössische Kunst in Nürnberg. Denn was die 1913 eröffnete Kunst-Ausstellungs-Halle mit der heutigen Kunsthalle Nürnberg verbindet, ist die klare Ausrichtung auf das jeweils Zeitgenössische, auf immer neue Werke und aktuelle Tendenzen.
Im Rückblick stellen sich Kindheit und Jugend meist als glückliche und unbeschwerte Zeit dar: Noch erscheint alles möglich, Biografien sind nicht geschrieben, Dummheiten bleiben ohne große Konsequenzen und die Verantwortung tragen andere. Doch unweigerlich macht diese idealisierende Sicht aus der Jugend einen Mythos, dem stets rückwärtsgewandten Blick des Erwachsenen geschuldet. Ein objektiver Blick auf diese Lebensphase erscheint unmöglich: Kindheit und Jugend sind per se ein Erinnerungskonstrukt und Projektionsfläche für individuelle Erfahrungen, Wünsche und Utopien. Doch obwohl dieses so ist, gelingt es den an der multimedialen Ausstellung beteiligten 19 Künstlern – Martin Brand, Marc Brandenburg, Wolfgang Burat, Rineke Dijkstra, Elmgreen & Dragset, Hans-Peter Feldmann, Tamara Grcic, Andy Hope 1930, Teresa Hubbard/Alexander Birchler, Ulrike Möschel, Sofie Muller, Juan Pérez Agirregoikoa, Corinna Schnitt, Tobias Rehberger, Claus Richter, Andreas Slominski und Philip Topolovac – universelle Bildmetaphern zu erschaffen, die über die Verspieltheit und Ausgelassenheit der Kindheit ebenso erzählen, wie über Erfahrungen der Machtlosigkeit, Entmündigung und Einsamkeit. Der Bildkosmos der Kindheit und Jugend erscheint prädestiniert, Momente großer Lebensfreude ebenso wie angstbesetzte Situationen und innere Spannungen darzustellen.
„Forever Young fasst das Sujet sehr weit: Es finden sich neben eindrücklichen Porträts auch Werke über die Adoleszenz und den Prozess des Erwachsenwerdens. Andere Arbeiten thematisieren charakteristische Handlungsorte der Kindheit und Jugend wie das Kinderzimmer, den Spielplatz oder das Klassenzimmer. Und wieder andere Exponate thematisierten legendäre Superhelden wie Superman, Batman und Robin, die mit ihrer stark identitätsstiftenden Funktion seit Generationen zu den Ikonen von Heranwachsenden gehören. Und auch Peter Pan hat seinen großen Auftritt: Als einziger Junge, der niemals erwachsen werden wird, verkörpert er nicht nur die ewige Jugend, sondern auch die Lust am Abenteuer, am spielerischen Neuerleben und an einem kindlichen Eskapismus, der es ermöglicht, kompromisslos in eine Fantasiewelt zu flüchten. Als literarische Figur erscheint er wie eine Personifizierung des Ausstellungstitels „Forever Young.