Die mit Leidenschaft aber auch großer Polemik geführte Diskussion, wie sich die zeitgenössische Kunst nach Diktatur und Krieg in den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft einbinden ließ, bestimmte auch die Gründungsphase der Künstleruppe junger westen.
Deren Geschichte ist eng verbunden mit den Ruhrfestspielen und der 1950 in einem Hochbunker gegründeten Kunsthalle Recklinghausen.
Die geplante Ausstellung zeichnet den Weg der Künstlergruppe aus der bildnerischen Gegenständlichkeit in die Abstraktion nach: die Kunst als Spiegelbild einer Tabula-rasa-Situation, um sich zunächst zögerlich und dann mit starker Geste neue Ausdrucksformen zu erobern.
In der Abstraktion fand der Freiheit fordernde Zeitgeist der Nachkriegsjahre sein bildnerischens Pendant – und gab der junge westen dem Lebensgefühl der Industrieregion an Rhein und Ruhr einen zeitgemäßen Ausdruck. Der kulturelle Kahlschlag der NS-Diktatur, die Verwüstungen durch Krieg und Faschismus hatten eine Leere hinterlassen, die sich in Deutschland nur mit zeitlicher Verzögerung füllen ließ.
Fotografien und schriftliche Dokumente, die Gründungsgeschichte der Ruhrfestspiele und der Kunsthalle, der europäische Gedanke, dem sich beide Häuser von Beginn an verschrieben, und die ersten Kontakte ins Ausland sollen die zeitgeschichtliche Folie bilden.
Geplant sind „Erlebnisräume“ aus dem Zusammenspiel von Bildender Kunst, Dokumentarfotografie, Textdokumenten und Veranstaltungen. Sie lassen die Geschichte des jungen westen, der Ruhrfestspiele und damit auch der Stadt Recklinghausen, die ihre 1000-jährige urkundliche Erwähnung 2017 feiert, anschaulich werden.
Ausstellungsleitung: Prof. Dr. Ferdinand Ullrich Dr. Hans Jürgen Schwalm