Die Ausstellung Werner Steininger und sein Appenzeller Freundeskreis zeigt auf drei Stockwerken sowohl Gemälde des in Gais lebenden Künstlers Werner Steininger (*1949) wie auch Arbeiten von 10 Freunden. Steininger, der neben seinem künstlerischen Beruf auch als Bergführer tätig ist, hat Anfang der 1990er Jahre begonnen, beide Tätigkeiten in einer dritten Aufgabe zu verbinden: Er unterrichtet Amateure sowohl in seinem Atelier wie auch auf Berg- oder Wandertouren im Zeichnen, Aquarellieren und Malen. Innerhalb von fast drei Jahrzehnten hat sich eine lockere Gruppe gebildet, die bei Steininger nicht nur die Techniken der modernen Malerei, sondern auch ihre Inhalte, ihre Freiheit usw. kennenlernt. Das Reden über Kunst – und über das Alltagsleben – ist ebenso wichtig wie das Ausüben derselben. Werner Steininger ist im Kanton Appenzell Ausserrhoden geboren und aufgewachsen. Seit 1991 hat er eine Atelierwohnung in einem Kleinindustriegelände im Strahlholz bei Gais. Trotz seiner Verwurzelung im Appenzellerland ist Steiningers künstlerisches Werk kaum der Brauchtums- oder Heimatmalerei zuzuordnen. Seine Werke sind einer abstrahierenden Landschaftsdarstellung verbunden – wobei es dem Künstler nie um eine detailgetreue oder gar platt reproduzierende Abbildung der Natur geht. Eher setzt er Naturstimmungen, aber auch die eigenen Gefühle angesichts der Natur ins Bild.
Letztlich stellt Steininger in seiner ruhigen und dennoch äusserst spannungsgeladenen Kunst ein Gleichgewicht zwischen seinem subjektiven Blick, seinem Empfinden und einer vorgegebenen Welt her. Dadurch – und durch einen experimentierenden Umgang mit den Malmitteln – „entdeckt“ er „Natur“ wieder neu: Sei es bei einem Blick aus seinem Atelierfenster, sei es bei einer Wanderung durch das Hochgebirge im Engadin, einer Reise durch die russische Taiga oder einem Aufenthalt auf einer kargen Mittelmeerinsel. Er selbst sagte dazu 2009: „das ziel meiner malerei ist die sichtbarmachung des eigenen weges, der formenden kräfte und energien, die neue formen hervortreiben und sich auf intensivste weise mit der sich immer neu wandeln-den natur und ihrem innersten wesen beschäftigen, in ihrem ursprung und das öffnen neuer möglichkeiten des werdens."
Die Freunde Werner Steiningers begegnen in den Gesprächen mit dem Künstler und bei den Diskussionen über die Bilder, die sie teilweise unmittelbar bei ihm im Atelier malen, einer künstlerischen Sicherheit und Präzision – und gleichzeitig einer grundsätzlichen ästhetischen Offenheit, die immer in der über 150jährigen Geschichte und Tradition der modernen Malerei gründet.
Trotz aller Unterschiede in den Ambitionen der Freizeitmaler – die von ästhetischer Selbsterfahrung über Hobbykunst und ausgeprägtem Stilwollen bis zur semiprofessionellen künstlerischen Tätigkeit reichen – spürt man in fast allen Arbeiten die Gegenwart des „Lehrers“. Dennoch kann festgehalten werden, dass die Malkurse Steiningers eben gerade keine formalistisch an seinem Werk orientierte „Malschule“ begründen. Die Teilnehmer werden dazu befähigt, Kunst als eine der Möglichkeiten zu entdecken, mit der sie sowohl die Welt wie auch ihr eigenes Dasein darstellen, interpretieren und formen können. In der ungezwungenen Atmosphäre seines Ateliers wie auch während der Malreisen wird Steininger zu einem auch gesellschaftlich wichtigen Katalysator, der die Methoden der modernen Kunst als Teil der Alltagswelt erlebbar macht. Damit übernimmt er, bewusst oder unbewusst, eine herausragende Mittlerrolle zwischen Kunst, Künstlern, Kunst-museum, Kunstliebhabern, Amateurkünstlern und Öffentlichkeit.
Der Freundeskreis stammt aus Appenzell Ausserhoden und Appenzell Innerrhoden. In alphabetischer Reihenfolge sind es: Tony Caviezel, Walter Irniger, Raymond Moser, Sepp Moser, Regula Ramseyer, Egon Rütsche, Erwin Sager, Rita Trunz, Frances Vetter und – als jüngerer Gast – der Appenzeller Künstler Stefan Inauen, der bei Werner Steininger Zeichenunterricht nahm.