© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunsthaus Essen


Rübezahlstraße 33
45134 Essen
Tel.: 0201 443313
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi-So 16.00-18.00 Uhr

Diana Rattray: Uncomfortably close, strangely distant

13.01.2013 - 17.02.2013

Diana Rattray wurde in Windsor/England geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin von Professor Erwin Heerich.
Der Blick auf Diana Rattrays Bilder bewirkt etwas sehr Merkwürdiges. Es scheint im ersten Moment, als ob man ein altes Foto betrachtet, das einen plötzlich in eine andere Welt, eine andere Zeit, in einen anderen Kontext katapultiert. Inspirationsquellen für ihren ganz eigenen Stil, einer Mischung aus Tradition, Individualität und Objektivität, sind die 1950er und 1960er Jahre, genährt aus den schwarz-weiß Bildern englischer und deutscher Nachkriegsfotoalben. Diana Rattray liest diese Vor-Bilder indes sehr realistisch und interpretiert sie auch so. Sie verschiebt den 50er-Jahre-Positivismus mit der notwendigen Prise Ironie, so dass er in mitunter komischen, ‚schrägen’ oder exzentrischen und verschrobenen Situationen mündet.
Die Bildwelt der Künstlerin wird von Personen bevölkert, wie sie jeder kennt: Menschen auf Familienfesten, Kinder in Sonntagskleidung, Familien bei Ausflügen. Begebenheiten, die festgehalten werden, um die Erinnerung an diesen besonderen Tag oder einen Moment jederzeit wieder abrufbar zu machen. Doch eben nicht die Idylle z.B. der Familie interessiert Rattray (...), sondern die darauf dargestellten Menschen, deren Situation hinter dem Bild und deren Schicksale nach dem Bild. Deshalb geht die Künstlerin nur von Fotomaterial aus, deren Dargestellte sie kennt und arbeitet sich an ihnen ab, wie sie sagt.
Manche der Personen in den Pastellen Diana Rattrays scheinen zu posieren. Sie halten in ihrer Beschäftigung inne, richten den Blick auf den Betrachter und setzen ein Lächeln auf, in dem Bewusstsein, dass dieses festgehalten wird. Das für diesen Zweck konditionierte Lächeln beschäftigt die Künstlerin in ihren Arbeiten. Es ist ein Lächeln, das nur an der Oberfläche stattfindet, über das Innere eines Menschen offenbart es nichts.
Auf den ersten Blick scheint es, als sei hier eine Zeit konserviert worden, in der alles noch ein bisschen geordneter, ein wenig einfacher war. Doch gleichzeitig wird dem Betrachter das Inszenierte des Dargestellten bewusst – die Künstlerin gibt durch farbliche Übersteigerung und Zuspitzung der Situationen einen Hinweis auf einen weiteren Bedeutungshorizont. Durch subtil herausgearbeitete Schattenpartien deutet sie die Gefühlswelt jenseits der sichtbaren Oberfläche an – die lächelnden Münder bekommen einen melancholischen Zug, die Gesichter etwas Starres. Die direkte Gegenüberstellung mit den Bildfiguren bewirkt, dass der Betrachter auf sich selbst zurückgeworfen wird. Als Chronistin und zugleich wache Zeitgenossin nutzt Diana Rattray die zeitliche und räumliche Distanz, um emotionale Erinnerungen zu aktualisieren.

KULTURpur empfehlen