Der Glarner Augenarzt und Kunstsammler Othmar Huber (1892-1979) überführte kurz vor seinem Tode, seine Privatsammlung mit renommierten Werken der Kunst des 20. Jahrhunderts in eine Stiftung und übergab sie in mehreren Teilen als Depositen dem Kunstmuseum Bern, dem Aargauer Kunsthaus und dem Kunsthaus Glarus. Ein weiterer Teil der Sammlung ging an seine Tochter Helga und ihren Ehemann und Architekten Rolf Marti. In der Ausstellung im Untergeschoss des Kunsthaus Glarus werden nun grafische Arbeiten von Pablo Picasso aus der Sammlung von Helga und Rolf Marti, Picassos Tête de femme, Profil (1963) sowie Werke der Cobra Gruppe von Pierre Alechinsky, Karel Appel, Corneille, Asger Jorn und Lucebert, die sich im Glarner Depositum befinden, vereint. Die Auswahl zeugt von der Weltoffenheit, einem ausgeprägten Zeitgefühl und der anhaltenden Aktualität des Sammlers und ruft seine Person und sein Umfeld in Erinnerung.
Die Sammlung Othmar Hubers war zeitlebens in Bewegung, er kaufte und verkaufte seine Werke mit sicherem Gespür für das Expressive und Existentielle und so entstand ein intuitives Bekenntnis zur Kunst seiner Zeit und ein Abbild der Weltanschauung des Privatsammlers, mehrmaligen Präsidenten und Ausstellungsmachers des Glarner Kunstvereins. Der subjektiv expressive Ausdruck, Farbe und Linie und die Hinwendung zu düsteren Seelenlandschaften, zum Chaotischen, Primitiven, zu Urformen und zum Traumhaften und Dämonischen bildeten die Vorlieben und damit auch das unverwechselbare Profil der Sammlung. Als Chefarzt der Augenabteilung am Glarner Kantonsspital verfasste er in den 1930er Jahren Rezensionen über Ausstellungen in Zürich in den Glarner Nachrichten. Sein Interesse verlagerte sich in dieser Zeit weg von Hodler und der Schweizer Landschaftsmalerei hin zur internationalen Avantgarde, zu Klee, Kandinsky, den Expressionisten Kirchner, Marc, Heckel, Macke, Barlach und Dix, die alle in Deutschland als entartet verfolgt wurden und zu jener Zeit auch in der Schweiz als revolutionär und umstürzlerisch galten währenddem die anerkannte Schweizer Kunst der geistigen Landesverteidigung als kulturelles Schutzschild diente. 1932 berichtete er etwa über die Picasso-Ausstellung im Kunsthaus Zürich und 1941 kaufte Othmar Huber Picassos Buveuse assoupie (1902), die 1937 von den Nationalsozialisten in der Ausstellung Entartete Kunst in München gezeigt wurde, von Huber über die Luzerner Galerie Fischer angekauft wurde und sich heute im Depositum des Kunstmuseums Bern befindet. Weitere Werke Picassos kamen im Laufe der Jahre hinzu und zeigen unter vielen anderen Ankäufen - etwa auch denjenigen der Cobra Gruppe, die Huber im hohen Alter noch ankaufte - die Breite und Aktualität des steten Bekenners zur Gegenwart und zur Avantgarde.