Liebe, Schmerz und Tod, Leidenschaft, Einsamkeit und Trauer – das ganze Werk von Edvard Munch (1863 – 1944) kreist um Grunderfahrungen menschlicher Existenz. Eindringlich und schonungslos umkreist Munch die Gefühle der Hoffnung und Verzweiflung, der Vergänglichkeit und des Verschwindens, die das Leben des modernen Menschen bestimmen. Munch ist einer der unbestrittenen Wegbereiter der expressionistischen Strömungen, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts die europäische Malerei zu bestimmen begannen. Die formale Kühnheit seiner Bilder und die Radikalität seiner Themen inspirieren bis heute Künstler unserer Gegenwart.
Das grafische Werk ist bei Edvard Munch kein Nebenprodukt, sondern ein zentraler Bestandteil seines OEuvres – von den ersten Radierungen aus dem Jahr 1894 bis zu den letzten Lithografien, die unmittelbar vor seinem Tod Anfang 1944 entstanden. Unter seinen Meisterblättern finden sich viele grafische Ausarbeitungen seiner weltbekannten Sujets: Es handelt sich um grossartige, grossformatige Farblithografien, Radierungen und Holzschnitte, darunter finden sich viele handkolorierte Blätter und Experimente mit Drucken auf farbigem Papier. Erst sie entfalten vollständig den reichen Kosmos von Munchs einzigartigem Schaffen. Das grafische Werk besticht sowohl durch eine unglaublich reichhaltige und subtile Farbpalette als auch durch expressive Reduktion und erreicht damit – oft stringenter als die Gemälde – eine bestrickende Verdichtung von Munchs zentralen symbolistischen Allegorien: «Der Schrei», «Madonna», «Melancholie», «Die Sünde» u. v. a. m.