In den Sommermonaten lädt das Kunsthaus Zug zu einer Doppelausstellung, die sich der Schweizer Bergwelt annimmt. Zwei Künstler nähern sich ihrem Thema auf ganz unterschiedliche Weise: Martin Peikert (1901– 1975), der die touristische Erschliessung der Alpen mit seinen Plakaten beworben und geprägt hat. Agnieszka Kozlowska (geb. 1985 in Gdynia) geht in ihrer Arbeit von der Gegenwart aus zurück zu den Ursprüngen des Bergsteigens und umschliesst das Werk Peikerts als Klammer.
Kaum einer hat unser Tourismusbild hierzulande geprägt wie er: Der Plakatkünstler, Reklamemaler und Grafiker Martin Peikert ist in Zug geboren und aufgewachsen. Er transportiert die Betrachter seiner Plakate mit Schwung per Eisenbahn, Sessellift oder Gondel mitten in ein Bergpanorama, das prototypisch für Glanz und Lebensfreude steht. Die Ausstellung präsentiert nun über 70 Plakate – einschliesslich Beispiele aus der Werbung sowie Originale – in ihrer ursprünglichen Funktion. Geplottet und auf Plakatständer aufgezogen, kann der Besucher den Zeitzeugen frei flanierend begegnen. Martin Peikerts Bildsprache zeigt eine idealisierte Bergwelt voll überschäumender Lebensfreude.
Mitten in diese luftigen Höhen tritt das Werk Agnieszka Kozlowskas. Die polnische Künstlerin interessiert sich für die Erstbesteigungen der höchsten Schweizer Gipfel, sie tritt mit ihrer Arbeit auf der Zeitachse einen Schritt hinter Martin Peikert zurück. Ihr Material sind die Aufzeichnungen und Berichte der Abenteurer, ihre Herangehensweise spiegelt ein Interesse insbesondere am Weg und nicht nur am Ziel. Zu Fuss bringt sie ihre selbst gefertigte Kamera hoch oben in den Bergen an und lässt die Zeit für sich arbeiten. In der Kamera verbirgt sich eine lichtempfindliche Platte aus Polymeren. Wirken UV-Strahlen auf die Platte, härtet sich das Material aus, die weichen unbelichteten Stellen lassen sich abwaschen. Das Resultat sind zarte, fragile Fotoobjekte. Agnieszka Kozlowska wird immer dienstags am eigens eingerichteten Arbeitsplatz, der Bestandteil der Ausstellung ist, neue Fotografien mitbringen, die in der Woche zuvor entstanden sind. In wissenschaftlicher Akribie wird sie historische Textdokumente und Materialien der Erstbesteiger durchkämmen, Topografien auf Landkarten vermessen und Tonspuren ihres eigenen Atems beim Wandern abhören.
Fernab der Tourismusindustrie, die Martin Peikert so leichtfüssig und beschwingt in seinen Plakaten darstellt, setzt Agnieszka Kozlowskas Bergwelt, deren Ruhe und Kraft, einen Kontrapunkt.