Die Projektausstellung widmet sich der künstlerischen Forschung, welche Bethan Huws seit 1999 zu Marcel Duchamp unternimmt und seit 2007 in Werke und Skizzen fasst. Als geistiger Vater der Konzeptkunst interessierte Duchamp die walisische Künstlerin, die sich selber für Wortspiele, Ideogramme und Symbole begeistert.
Duchamps Schaffen, seine Ready-Mades und Installationen mit anspielungsreichen Titeln, die bis heute voller Geheimnisse geblieben sind, reizten Bethan Huws zum Rätselraten und Entschlüsseln dieser verborgenen Bezugnahmen. Aus ihrer jahrelangen Beschäftigung entwickelte sie einen reichen kulturellen Referenzraum und ist zu einer ganz eigenen Lesart von Duchamps Gedanken gekommen. Mit Texten, Fotografien und Werknotizen baut sie eine Forschungslaboratorium, eine Art künstlerischer Mind Map und eröffnet dem Betrachter ein Fenster auf ihre Gedankenflüsse.
Denn im Zentrum von Bethan Huws künstlerischer Praxis steht das Schreiben. Sie kläre ihre Gedanken immer im Prozess des Schreibens, sagt die 1961 in Nordwales geborene Künstlerin. Ihre Reflektionen strömen in Sprachexperimente, nehmen als Zeichnung, Skulptur, Foto, Film oder Performance Form an und stehen immer in einem bestimmten Kontext. Der Akt des Lesens bedeutet denn auch das Eintreten in Assoziationsräume, in denen der Leser Zeichen unserer abendländischen Kultur aufspüren kann durch Wortspiele, die gespickt sind mit subtiler Ironie und zu Codes der Doppeldeutigkeit. Eben ganz im Sinne Duchamps. Es ist ein stilles Werk voller Poesie und feinem Humor, ein Kontrapunkt zum grossen Spektakel, das in vielen Ausstellungen üblich geworden ist, sowie eine Reflexion über zeitgenössische Kunstgeschichtsschreibung und den Anspruch auf künstlerische Deutungshoheit.
Bethan Huws wurde 1961 in Bangor, Wales geboren. Sie studierte am Middlesex Polytechnic (1981–85) und Royal College of Art (1986–88) in London. Sie lebt und arbeitet in Paris und Berlin. Bekannt wurde sie vor allem für ihre «Word Vitrines», Readymades und Objekte sowie Videoarbeiten. Seit 1999 sammelt das Kunstmuseum Bern sowie die Stiftung Kunsthalle Bern Werke der walisischen Konzeptkünstlerin.