Bill Viola (geb. 1951 in New York) gilt als einer der international anerkanntesten Vertreter der Videokunst. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er mit Videotapes, Videoinstallationen, Sound-Environments, elektronischen Musikperformances und Fernsehproduktionen. 1995 und 2007 hatte Viola an der Biennale von Venedig vielbeachtete Werkpräsentationen; trotzdem wurde sein Werk seit der ersten Einzelausstellung 1993 im Musée des Beaux-Arts Lausanne in der Schweiz bisher nur in Gruppenausstellungen gezeigt. Dies ändert sich nun in einer Einzelausstellung, welche zugleich im Berner Münster und im Kunstmuseum Bern stattfindet.
Violas Videoinstallationen umhüllen den Betrachter gänzlich in Bild- und Tonwelten, die mit neuester Technologie erstellt werden und sich durch ihre Präzision und Bildkraft auszeichnen. Seit den frühen 1970er Jahren beschäftigt sich Viola mit der Erforschung des Mediums Video, um den Phänomenen der Sinneswahrnehmung als einem Weg der Selbsterkenntnis nachzugehen. Sein Werk beruht auf einer Auseinandersetzung mit Grunderfahrungen des menschlichen Seins wie Geburt, Tod und Bewusstwerdung, wie sie sich auch in den Quellen der östlichen und westlichen spirituellen Kunst und Tradition spiegeln einschließlich Zen Buddhismus, Islamischer Sufismus und christlicher Mystik.
Viola hat einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung von Video als einem zentralen Medium der zeitgenössischen Kunst geleistet und hat damit dessen Spektrum in Bezug auf die Technologie, die Inhalte und die historischen Bezüge erweitert.
Das Kunstmuseum Bern hat schon in den frühen 1990er Jahren Werke von Viola angekauft und damit einen Pionier der Videokunst in seiner Sammlung verankert. Die vier für die Ausstellung ausgewählten Werke – 1 bis 2 Videoprojektionen pro Raum über das ganze Museum verteilt – zeigen anhand von Landschaftsbeobachtungen Bill Violas Beschäftigung mit medialer Wahrnehmung und der zunehmenden Überleitung zu existentiell-spirituellen Fragestellungen. Die fünf neueren Werke, welche zur selben Zeit im Berner Münster ausgestellt sind, sind ganz den spirituellen und universal-menschlichen Themen gewidmet. Sie zeigen Personen und Innenräume in symbolischer Handlung begriffen, welche einen Verweis auf die kirchlichen Rituale mit ihrer universalen Bedeutung von Reinigung, Wandlung und menschlicher Anteilnahme darstellen.