Die Ausstellung richtet ihr Augenmerk auf das Werk eines grossen Meisters der Farbe. Augusto Giacometti hat seine intensive Beschäftigung mit dem Phänomen der Farbe 1933 in einem Radiovortrag ausformuliert. Der Titel seines Beitrages «Die Farbe und ich» ist zugleich Motto und Leitmotiv der Ausstellung. Die Schau zeigt den eigenständigen Weg des bedeutenden Schweizer Malers auf, und zwar im Vergleich mit ausgewählten Werken anderer Künstler der Farbe: Paul Cézanne, Adolf Hölzel, Johannes Itten, Paul Klee, Josef Albers, Ernst Wilhelm Nay, Richard Paul Lohse, Jerry Zeniuk oder Raimer Jochims.
Augusto Giacometti gehört zur berühmten Malerdynastie der Giacometti aus dem Bergeller Bergdorf Stampa. Sein Elternhaus steht dorfabwärts nur wenig entfernt vom Haus und dem Atelier, in dem sein neun Jahre älterer Cousin zweiten Grades Giovanni Giacometti, der Vater von Alberto Giacometti, wohnte und tätig war. Nach einer Ausbildung zum Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Zürich verbrachte Augusto Giacometti seine Studienjahre von 1897 bis 1901 in Paris. Von 1902 bis 1915 lebte und arbeitete er in Florenz, 1915 liess er sich endgültig in Zürich nieder.
Schon in seinen frühen Werken, die noch dem Jugendstil verpflichtet sind, wird Giacomettis koloristische Begabung sichtbar. In der gründlichen Beschäftigung mit den Gesetzen und Möglichkeiten der Farben wird er zu einem Pionier des abstrakten Bildes. Mit Landschaftsbildern und Bildnissen, besonders aber mit den «chromatischen Phantasien» aus der Zeit von 1910 bis 1920, leistete Giacometti einen entscheidenden Beitrag zur Moderne. Als Künstler, der dem Neuen gegenüber stets aufgeschlossen war, pflegte er auch regen Austausch mit avantgardistischen Strömungen und Künstlergruppen seiner Zeit. In Italien hatte er Kontakt zu den Futuristen und in Zürich zu den Dadaisten.
Die Ausstellung widmet sich aber auch dem späteren Schaffen, den farbenprächtigen Blumenstilleben, den heiteren Landschaften und den lichtdurchwirkten Städtebildern, in denen die Dinge in einem mystischen Farbenrausch und in exotischer Buntheit vor einem meist dunklen Bildgrund erstrahlen, und nicht zuletzt der Glasmalerei mit ihrer reinen Erscheinung von Licht und Farbe.