Das Kunstmuseum Bern zeigt eine grosse Überblicksausstellung des Fotografen, Filmers und Malers Hannes Schmid mit Arbeiten seit den 1970er Jahren. Nach Ausstellungen unter anderem im Museum Folkwang in Essen und in der Fotostiftung in Winterthur ist die Schau mit rund 130 Werken die erste großangelegte Übersicht seines Werkes. Entstanden ist sie in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.
Hannes Schmid gehört zu den grossen Bild-Erzählern unserer Zeit. Berühmtheit erlangte er mit seinen ikonischen Inszenierungen des Marlboro-Cowboys und innovativen Modestrecken seit den frühen 1990er Jahren. Seit 2003 hat Schmid sich von der angewandten Fotografie gelöst und ist in die Kunstwelt aufgebrochen. Die Ausstellung belegt, dass angewandte Fotografie und Kunstfotografie sich nicht voneinander abgrenzen lassen und dass Hannes Schmid meisterhaft in beiden Feldern agiert. Schmid schuf seit 2003 sowohl ganz neue Werkgruppen, als auch solche, die er im Rückblick auf schon Bestehendes entwickelte. Die Fotografie ist dabei sein Ausgangspunkt; so malt er heute beispielsweise fotorealistische Gemälde, die auf seinen eigenen Fotoaufnahmen basieren.
Zu sehen sind in der Ausstellung Fotografien, Videoarbeiten und Gemälde. Gegliedert ist sie in die vier thematischen Bereiche RITUALS, VISIONS, DIALOGS und MOVEMENTS mit dem Ziel, formale als auch inhaltliche Prinzipien im Schaffen von Hannes Schmid sichtbar zu machen. Der Bereich RITUALS widmet sich dem Thema Zeremonien, religiösen wie gesellschaftlichen. VISIONS umfasst die zwei großen Themenbereiche der Cowboys und der Mode. Gerade hier geht es um das Erzählen im Medium der inszenierten Fotografie. DIALOGS untersucht das kommunikative Prinzip in der Porträtfotografie. „Wer bist Du?" und „Wer willst Du sein?" sind Fragen, die zwischen den Positionen vor und hinter der Kamera verhandelt werden. Am direktesten führt Schmid dieses Gespräch mit den Stars der Musikszene der 1980er Jahre. MOVEMENTS befasst sich als abschließende Rubrik mit Beats und Schnelligkeit, also jenen Bereichen, die grundsätzlich gegenläufig zur Fotografie stehen, die festlegt und lautlos ist. Erfahrbar wird das besonders in den Konzertbildern von AC/DC, Queen, Blondie oder Mick Jagger, die wie Klangbilder wirken und den Sound der Zeit abbilden. Darüber hinaus stellt diese Rubrik die Heroisierung und den Starkult durch das Medium der Fotografie in den Mittelpunkt.
Hannes Schmid gelingt es, in seinen Werken Nähe zu den fotografierten Objekten und Personen zu vermitteln. Gerade in den Portraitaufnahmen oder der dokumentarischen Fotografie zeugt der Blick, der ihm entgegengebracht wird von gegenseitigem Vertrauen und Offenheit und davon, dass Hannes Schmid keine Berührungsängste oder Angst vor dem Fremdsein hat. Erzählt werden in seinen Werken echte, gelebte Geschichten, worauf auch der Ausstellungstitel „Real Stories“ anspielt.
Die Gastkuratorin Christiane Kuhlmann, eine ausgewiesene Spezialistin für Fotografie, hat zusammen mit dem Künstler sein immenses Archiv gesichtet und Werke ausgewählt, von denen viele speziell und erstmals für die Ausstellung produziert wurden. Entstanden ist eine Schau, die einen Überblick über das Werk eines rastlosen Künstlers bietet.