Wie allen öffentlichen Sammlungen stellt sich dem Kunstmuseum Bern die Aufgabe, die Geschichte seiner eigenen Werkbestände zu erforschen und darzustellen. In dieser Ausstellung wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, wie die international herausragende Sammlung von Werken moderner Meister im Kunstmuseum Bern zusammengesetzt ist und über welche Wege diese Werke, die durch die Diktatur der Nationalsozialisten im Deutschen Reich offiziell unerwünscht waren, ins Kunstmuseum Bern gekommen sind. Zugleich gibt diese Sammlungssichtung den Anlass, nach den Umständen zu fragen, die letztlich zu starken Kulturgutverlusten sowohl deutscher Museen als auch privater Sammler geführt haben. Einige dieser Werke haben ihren Weg auch ins Kunstmuseum Bern gefunden.
Der Titel der Ausstellung ist angeregt durch eine historisch bedeutsame und gut erforschte Auktion, die im Juni 1939 in der Galerie Fischer in Luzern stattgefunden hat: „Gemälde und Plastiken moderner Meister aus deutschen Museen“. Seit 1938 galt im Deutschen Reich ein „Gesetz über Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“, das im Nachhinein die Beschlagnahme und Entsammlung deutscher Museen von Werken moderner Meister legitimierte, die seit 1937 rücksichtslos durchgeführt wurden. Was vom Deutschen Reich als „Entartete Kunst“ diffamiert und ausgesondert wurde, wurde in der Schweiz als „Werke moderner Meister“ bezeichnet und angeboten. Um es klar zu sagen: „Entartete“ Kunst gibt es nicht. Die Bezeichnung ist ein Kampfbegriff der deutschen Nationalsozialisten und nichts legt dessen Verwendung durch ein Schweizer Museum nahe, das sich seit seinem Bestehen aktiv mit der jeweils zeitgenössischen Kunst auseinandergesetzt hat. Dennoch bringt der Begriff in der Diskussion, die wir anstossen wollen, die irrationalen Argumente gegen die künstlerische Moderne auf den Punkt. Wir machen uns diese Argumente nicht zu eigen, sondern zeigen mit ihm den Kampf um die Werke der Klassischen Moderne Moderne auf, die heute zu den grössten Schätzen des Kunstmuseums Bern gehören.