Das Kunstmuseum Bern stellt zum ersten Mal das Werk des weltbekannten französischen Künstlers Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) der Photographie der Zeit gegenüber. Bilder, Zeichnungen, Lithographien und Plakate des Künstlers werden mit zeitgenössischen Photographien konfrontiert, auf denen das gleiche oder ein sehr ähnliches Motiv wiedergegeben ist und die dem Künstler oft als Vorlagen gedient haben.
Keine der ausgestellten Photographien stammt von Toulouse-Lautrec selbst – er hat nie photographiert –, aber viele davon wurden bei Freunden in Auftrag gegeben. Sei es als Vorlage für eine künstlerische Umsetzung oder weil er eine selber inszenierte Performance festhalten wollte. Und doch besass Toulouse-Lautrec selbst ein photographisches Auge, wie kaum ein anderer Künstler jener Zeit. Was immer er darstellte und wie er es darstellte, ist undenkbar ohne die Photographie. Dies beweisen sowohl die kühnen Bildausschnitte mit den angeschnittenen Figuren als auch der skizzenhafte Stil, der wie die moderne Photographie auf ein möglichst spontanes Erfassen eines Augeneindrucks abzielte. Und wer hätte damals die künstliche Welt des Pariser Unterhaltungsviertels Montmartre, seine verführerischen Reize und die Abgründe, die sich dahinter auftun, nüchterner und ungeschönter – also photographischer – darzustellen gewagt als Toulouse-Lautrec?
Das Kunstmuseum Bern besitzt in seiner Sammlung das Gemälde Madame Misia Natanson au piano (1897) von Henri de Toulouse-Lautrec. Misia Natanson, Gattin des Verlegers Thadée Natanson, war in den Pariser Künstlerkreisen eine viel bewunderte Persönlichkeit. Die Ausstellung widmet ihr und ihrem illustren Kreis einen eigenen Themenbereich, in dem das Gemälde anderen Bildern, Graphiken und Photographien gegenübergestellt wird. In der hauseigenen Sammlung befindet sich zudem eine Reihe graphischer Arbeiten von Toulouse-Lautrec, die 2014 - im Hinblick auf die bevorstehende Ausstellung – noch mit weiteren Blättern ergänzt werden konnte.