© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunstmuseum Hohenkarpfen


Hofgut Hohenkarpfen
78595 Hausen ob Verena
Tel.: 0049 7424/4017
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Nov:
Mi-So 13.30-18.30 Uhr

Wilhelm Geyer: Landschaften Portraits Interieurs

22.07.2012 - 11.11.2012
Wilhelm Geyer wurde 1900 in Stuttgart geboren und studierte hier an der Kunstakademie von 1919 bis 1926, unter anderem als Meisterschüler von Christian Landenberger. Gleichzeitig beeindruckt vom heftigen Gestus des späten Lovis Corinth, verband Geyer in seiner Malerei die impressionistische Flüchtigkeit seines Lehrers mit einer ihm eigenen expressiven Wucht und schuf Gemälde, die sich zwischen den Polen freier formaler Auflösung und starker emotionaler Aufladung bewegten.
Schon bald war er zentrale Gestalt eines Kreises gleichgesinnter Akademieschüler, darunter Hans Fähnle, Franz Frank oder Manfred Henninger, und er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Neuen Sezession in Stuttgart. Nach dem Studium ließ er sich in Ulm nieder, wo er bis zu seinem Tod 1968 lebte. Hier entstanden die Entwürfe für kirchliche Wandmalereien und Glasfenster, die in der Folgezeit im Zentrum seines Schaffens stehen sollten – unterbrochen von der nationalsozialistischen Diktatur, während der er sich in seiner Existenz bedroht sah, weil seine Werk als „entartet“ diffamiert und ab 1937 aus den öffentlichen Sammlungen entfernt wurden und wegen seiner regimekritischen Haltung. So wurde er wegen seiner Verbindungen zur Widerstandsgruppe Weiße Rose hundert Tage lang inhaftiert.
Die christlichen Motive, die seit Geyers Anfängen in den frühen zwanziger Jahren in seinem Werk im Vordergrund standen, verschafften ihm bald Ansehen als bedeutender religiöser Maler ließen ihn sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der wichtigsten deutschen Kirchenkünstler werden. Bis heute ruht die Anerkennung für das künstlerische Wirken von Wilhelm Geyer vor allem auf seinen religiösen Werken.
Die Anerkennung als Maler der sichtbaren Welt – in Landschaften, Interieurs, Portraits – blieb trotz mehrerer Ausstellungen im Vergleich dazu weit zurück. Die Auswahl der Gemälde für die Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen stellt die Motive Geyers jenseits der christlich-religiösen Themen in den Mittelpunkt. Besonders in diesen Bildern mit profanen Themen aus seinem persönlichen Umfeld wird deutlich, warum Wilhelm Geyer, der seine gestisch dynamische Malweise selbst als „malerische Malerei“ bezeichnete, zu den herausragenden Vertretern des „Expressiven Realismus“ der deutschen Malerei im 20. Jahrhundert zählt.
In seinen frühen Interieurs, den zahlreichen Selbstportraits und Familienbildnissen sowie den Landschaftsbildern – unter ihnen besonders den Gartenbildern und den späten Neuburger Landschaften – kommt das energisch zupackende Wesen der Malerei Geyers am unmittelbarsten zum Ausdruck. In ihnen verkörpert sich exemplarisch, was Geyer selbst von jeder Kunst forderte: Malerei als „echte Begegnung mit der Welt“.

KULTURpur empfehlen