12.10.2010 - 09.01.2011
Unter einer frei stehenden Projektionstafel versammeln sich Zelte zu einem nächtlichen Lager. In den temporären Behausungen flackern im Gleichtakt grelle Lichtreflexe, die mit den auf der Tafel gezeigten Bildern eines kollektiven, medialen Bewusstseins im Dialog zu stehen scheinen. Während die Filmbilder stumm bleiben, folgt das Licht im Inneren der Zelte fiktionalen Klangzitaten von Atmungsorganen zwischen Anspannung, Schmerz und Lust.
Die Nachtwache ereignet sich auf der Schwelle von Bewusstseinszuständen der Kontrolle und dem Kontrollverlust, dem Wechselspiel von Bewachen und Bewacht werden und dem halluzinatorischen Zustand der Insomnia (lat. „Schlaflosigkeit“).
Unerhaltung oder Unheil, Fiktion oder Realität, am Ende bleibt der fade Nachgeschmack von Situationen, die uns nicht unbekannt sind, wo sich die Grenzen vernebeln und uns das Ruder aus der Hand läuft, wo wir die Regeln nicht mehr verstehen und nur noch aufgesogen werden, verurteilt dazu, verlegen zu Lächeln.
Bjørn MelhusÂ’ neuere Installationen greifen über die Medien hinaus in den realen Raum ein. Ausgehend von einem 40 m langen tonnengewölbten Ausstellungsraum in Magdeburg entsteht eine großformatige Medieninstallation und wird der Ausstellungsraum zum sozialen Raum, der den Betrachter integriert.
Wenige Künstler haben in ihren Arbeiten so tiefgründig die Psychologie unseres Fernseh- und Medienzeitalters analysiert, die Idee der ständigen Rollenverwandlungen, wie Bjørn Melhus. Wenige verstehen es, so subjektiv und skurril wie allgemein zutreffend die Symptome dieser Gegenwart aus sich selbst als Akteur und Betroffener abzuleiten.