23.01.2005 - 13.03.2005
Der 1952 in London geborene John Smith gehört zu den renommiertesten Experimentalfilmern Großbritanniens. Er lehrt seit mehreren Jahren bildende Kunst an der University of East London.
Das Magdeburger Kunstmuseum zeigt 13 Kurzfilme. Zu den frühen Werken, die in der Ausstellung zu sehen sind, gehören „Associations" (1975) und „The Girl Chewing Gum" (1976). Die Retrospektive beinhaltet jedoch auch eine Premiere. Zum ersten Mal werden die Filme der Hotelserie: „Frozen War" (2002), „Throwing Stones" (2004) und „Museum Piece" (2004) gezeigt.
Typisch für die Filme von John Smith ist, neben der urbanen Szenerie, das Spiel mit Stereotypen der Wahrnehmung, Verfremdung, Sprache und strukturellen Elementen des Films. Diese Klaviatur künstlerischer Mittel versteht er virtuos einzusetzen. Oft sind es nur winzige Veränderungen, z.B. ein Schnitt, eine Wiederholung, verzögertes Tempo, die gewohnte Sehweisen aufbrechen und neue Bedeutungsebenen erschließen.
Das zentrale Thema seiner filmischen Reflexionen bildet das Medium Film selbst: „Eine ganze Reihe meiner Filme sind, was ihr Ausgangsmaterial betrifft, rein dokumentarisch, dieses dient aber lediglich als Rohmaterial für die Konstruktion ihrer Geschichten. Was mir bei jedem Film, den ich mache, am Herzen liegt, ist dass die Informationen, die er präsentiert, fragwürdig erscheinen und seine Konstruiertheit offensichtlich wird. Fernsehdokumentationen in ihrer schlimmsten Ausprägung zwingen uns dazu, alles zu glauben, was sie uns erzählen. Mich interessieren Filme, die dazu einladen, das, was sie uns erzählen, zu hinterfragen. Mir geht es um Engagement, nicht um Konsum."
Ort der Geschichten ist oft East London, der Stadtteil, in dem John Smith geboren wurde und heute noch lebt. Seine Filme erhielten weltweit auf Festivals zahlreiche Preise. Einer der erfolgreichsten ist "Blight" (1994-1996). Bezieht der Film zu Beginn Elemente eines klassischen Thrillers ein, entwickelt John Smith zugleich Bild für Bild die Szenerie eines Stadtviertels, das teilweise dem Bau einer Straße weichen muss. In den Gebäuden sind jedoch noch immer Stimmen und Erinnerungen zu Hause, die in Verbindung mit der Musik einen suggestiven Rhythmus entfalten. Kafkaesk wirkt dagegen „The Black Tower" (1985-1987), während „Regression" (1998-1999) dadaistische Stilmittel aufgreift.