20.05.2012 - 02.09.2012
Judith Joy Ross (* 1946) gehört zu den bekanntesten Fotografinnen der Gegenwart. Im Kunstmuseum Magdeburg war sie bisher mit Werken aus zwei ihrer wichtigsten Serien zu sehen: 2007 in der Ausstellung "Second View - Amerikanische Fotografie" mit Portraits at the Vietnam Veterans Memorial, aufgenommen 1983/1984 in Washington D.C.; 2008 in der Ausstellung "Standort Alltag - Everyday Ideologies" mit Protest the War, entstanden 2006/2007. Die allein ihrem Werk gewidmete Schau umfasst jedoch weitaus mehr Arbeiten. Dazu gehören Aufnahmen u.a. aus den Serien Portraits of the U.S. Congress (1986/1987), Baseball (1989 bis 1991), U.S. Army Reserve (1990), Elections (1996 bis 2010), Church People (2005/2006). Es handelt sich um die bislang umfassendste Ausstellung ihres Schaffens, die neben bekannten Fotografien auch bisher noch nie gezeigte oder veröffentlichte beinhaltet.
In ihren Arbeiten zeigt Judith Joy Ross psychologisch einfühlsame Portraits von Menschen, die das je Individuelle ebenso wie eine weite Spannbreite emotionaler Befindlichkeiten und Physiognomien vor Augen führen: Kinder, aufgenommen in ihrer Freizeit und Schule, Jugendliche auf dem Sprung in die Erwachsenenwelt, Menschen in der Begegnung mit politischen Fragestellungen, Männer und Frauen in ihren Berufen, engagiert im Ehrenamt oder in elterlicher Rolle. Dabei begegnet sie dem Einzelnen mit großer Offenheit und Respekt, sucht sein Bild im Alltag, fern davon, Schönheitsidealen und medialen Klischees nachzueifern. Die Kamera wirkt dabei auf ihre eigene Wahrnehmung wie ein klärender Filter. So versteht sich, dass sie, nach dem Rezept für ihre Aufnahmen befragt, einmal antwortete, dass sie sich weniger als Urheberin der Bilder sähe, denn als Vermittlerin einer gemeinsam erlebten Situation.
Judith Joy Ross hat ab 1966 am Moore College of Art in Philadelphia studiert und wechselte 1968 ans Institute of Design Illinois Institute of Technology in Chicago, wo sie u. a. Kurse bei Aaron Siskind und Arthur Siegel besuchte.