Ein Jahrzehnt nach seinem Tod wird der Amerikaner Fred Sandback (1943–2003) als einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Generation betrachtet. Von Anfang an hat Sandback auch gezeichnet, zunächst um seine Vorstellungen von einem skulpturalen Volumen auf dem Papier zu formulieren. Bald schon ging er von der Darstellung isolierter Elemente dazu über, die Skulptur in Beziehung zu Räumen zu denken und auf dem Papier ihre Möglichkeiten zu erkunden. Diese Räume waren gegeben und nicht ideal, und gerade dies macht Sandbacks Auseinandersetzung damit spannend. Von den Projektzeichnungen war es nur ein kleiner Schritt zu Arbeiten, die nicht mehr von der Darstellung eines Raums, sondern von der Zeichenfläche als autonomem Raum ausgehen. Hier erreicht die Arbeit mit der Linie ihren Höhepunkt, denn sie erlaubt es, die zeichnerischen Setzungen auf souveräne Weise durchzuspielen. In den 1980er Jahren erweiterte Sandback sein zeichnerisches Vokabular um neue Möglichkeiten. So realisierte er farbige Arbeiten in Acryl, in der Pochoir-Technik oder in Pastell, die gegenüber den früheren Blättern viel bildhafter wirken. Nun ging es weniger darum, Skulpturen zu konzipieren, sondern Räume zu modellieren. In seinen späten Zeichnungen entfernte sich Sandback von den Gegebenheiten eines Raums, um Skulpturen auszudenken, die nach allen Seiten unbegrenzt sind. Nur ein bestimmter Ausschnitt davon wird in der Zeichnung angedeutet, und dafür erfand Sandback ungewöhnliche Techniken, reale Schnitte anstelle von gezeichneten Linien etwa oder malerische Spuren auf transparenten Folien. Diese erste Retrospektive von Sandbacks zeichnerischem Werk versammelt Arbeiten aus über dreissig Jahren, ergänzt durch Skulpturen. Sie wird danach im Josef Albers Museum in Bottrop und im Museum Wiesbaden gezeigt.