Aufbruch zu neuen Spielen, so lautet der Titel eines Werks von Karl Jakob Wegmann aus dem Jahr 1983 – fast programmatisch könnte dies für das Schaffen der letzten beiden Lebensjahrzehnte des Künstlers stehen: Reine, leuchtende Farben, eine kühne Gestaltung des Bildraums und ein nonchalanter Umgang mit Gegenständlichkeit prägen ein Spätwerk, das an Frische kaum zu überbieten ist. Auf die meist grossformatigen Bilder aus den 1980er und 1990er Jahren konzentriert sich deshalb auch die dem eigenwilligen und viel zu wenig bekannten Zürcher Künstler gewidmete Ausstellung. Die Gemälde stammen aus den Beständen eines Sammlerehepaares, das dem Künstler in langjähriger Freundschaft verbunden war.
Das Werk des 1928 in Haslen geborenen und 1997 in Zürich verstorbenen Künstlers entzieht sich den gängigen Kategorisierungen. Es mag ursprünglich dem Informel nahe gestanden sein, entwickelte sich jedoch nach eigenem Rhythmus zu einer ganz aus der Farbe entfalteten Malerei. 1959 wurde Karl Jakob Wegman von Manuel Gasser im Du zu den zwölf wichtigsten Nachkriegshoffnungen der jungen Schweizer Kunst gezählt – doch er wählte seinen eigenen visionär-exzentrischen Weg. Sein Freund, der Schriftsteller Paul Nizon, beschrieb ihn als einen „Mann mit einer hochexplosiven Welt der Vorstellung, die sich im Malakt niederschlägt und viel Schutz braucht, auch Tarnung“.
Selbst wenn er durchaus den Satus einer Kultfigur genoss, in den 1980er Jahren mit Einzelausstellungen im Kunsthaus Glarus, einer Retrospektive im Zürcher Helmhaus und 1995 am selben Ort mit einer weiteren grösseren Ausstellung gewürdigt wurde, lebte und arbeitete Karl Jakob Wegmann zeitlebens abseits der Zürcher Kunstszene. In kapriziösen Behausungen – er bevorzugte, so lange er sie aufspüren konnte, heruntergewirtschaftete Herrschaftshäuser inmitten von weitläufigen Parkanlagen – schuf Wegmann zumeist in der Nacht ein kraftvoll-eigenständiges Werk, das es in all seinen Facetten noch zu entdecken gilt.