Otto Meyer-Amden (1885–1933) ist eine künstlerische Ausnahmeerscheinung in der Schweiz des frühen 20. Jahrhunderts. Sein Werk ist jedoch nach wie vor wenig bekannt und sein Leben und Schaffen kaum erforscht. Erstmals zeigt diese Ausstellung das Werden des Künstlers, denn sie widmet sich seinem Frühwerk, das hier beinahe vollständig versammelt ist. Sie beginnt mit den ersten erhaltenen Werken aus den Wanderjahren in Zürich, München, Strassburg, gefolgt von Arbeiten aus der Studienzeit in der Klasse von Adolf Hölzel an der Stuttgarter Akademie, wo Meyer mit Oskar Schlemmer und Willi Baumeister Freundschaft schloss. Hier erarbeitete er das geheimnisvolle Gärtnerbild, das in der Ausstellung zusammen mit zahlreichen Vorarbeiten gezeigt wird, die zum Verständnis seines Hintergrundes beitragen. Auf seinen Spaziergängen durch Stuttgart fand Meyer die Motive, die er in spontan anmutenden Darstellungen verarbeitete – Reiter, Tennis- und Fussballspieler. Es sind Ölmalereien auf Papier, die den Einfluss der französischen Nabis-Malerei zeigen. Ende 1912 zog Meyer auf Anregung Baumeisters in das Bergdorf Amden über dem Walensee, wo sich bereits eine Künstlergemeinde niedergelassen hatte. Während seine Kollegen den Ort nach wenigen Monaten wieder verliessen, blieb Meyer bis 1928 dort. Hier nahm er sich erstmals Landschaftsmotive vor, in denen der Gehalt seines Werkes reif hervortrat, die «einzigartige Verbindung von malerischer peinture pure mit einem ungewöhnlichen Ideengehalt», wie dies Schlemmer formulierte. Die Ausstellung schliesst mit den Figurenbildern, die Meyer bei einem Aufenthalt in Zürich im Herbst 1913 malte. Mit den grossen Bleistiftzeichnungen, den sogenannten «Graphiten», setzte danach eine neue Werkphase ein.