Das Bildnis eines Menschen zu schaffen, gehört zu den ältesten Aufgaben der bildenden Kunst, in der Malerei, besonders aber in der Plastik, die den Eindruck vermittelt, sie komme dem lebenden Modell noch näher. Es ist noch kein Jahrhundert her, dass künstlerische Bildnisse das öffentliche Leben bevölkerten, dass namhafte Künstler sich an dieser Gattung versuchten und ihren in Stein oder Bronze verkörperten Modellen dauerhaften Ruhm versprachen. Mit dem Wandel zur Moderne trat das Bildnis, da meist Auftragsarbeit, als «art mineur» in den Hintergrund. Sein Abstieg zeigt sich vielleicht deutlicher noch als an Gemälden an der Bildnisbüste, die heute als antiquiert betrachtet wird. Die Ausstellung wirft einen Blick in die Sammlung und versucht, zwischen Bildnisbüsten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine Konversation einzurichten. Dass es dabei stilistisch recht bunt zugeht, ist vorauszusehen, doch erweist gerade diese Vielfalt die Lebendigkeit der Gattung in dieser Epoche. Zu sehen sind berühmte Köpfe – die Künstler Hodler und Vallotton, der Komponist Mahler und der Dichter Rilke neben heute verblassten Berühmtheiten. Manche Büsten stammen von grossen Bildhauern wie Carpeaux, Rodin, Rosso, Despiau und Lehmbruck, andere von vergessenen Meistern. Zu beobachten ist der Stilwandel von der inszenierten zur realistischen Darstellung, vom dekorativen Klassizismus zu expressiven Deformationen, wie sie auch in der Schweizer Bildniskunst der 1910er Jahre sichtbar wurden.