Henry van de Velde ist als Architekt und Designer weltberühmt. Weniger bekannt ist hingegen sein bildkünstlerisches Werk, das an den Brennpunkten der avantgardistischen Kunstentwicklung und in enger Wechselwirkung mit vielen bildenden Künstlern zwischen Impressionismus und Neoimpressionismus entstanden ist. In der Ausstellung wird das bildkünstlerische Schaffen des „Alleskünstlers“ Henry van de Velde erstmals singulär vorgestellt und zu den Arbeiten seiner Zeitgenossen in Beziehung gesetzt.
Der belgische Architekt und Designer Henry van de Velde (1863–1957) ist einer jener Künstler an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, deren Wirken die Geschichte der Kunst revolutioniert haben. Der von ihm proklamierte „Neue Stil“ basiert auf einfachen und funktionalen Prinzipien und ist letztlich das Ergebnis eines reformerischen Denkens, das weit über die Ablösung traditionell-dekorativer Gestaltvorstellungen hinausgeht. Als Gründungsdirektor der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar entwickelt van de Velde eine Werkstatt, in der er seine Vorstellungen zentriert und mit der er perspektivisch den Weg für das 1919 gegründete Staatliche Bauhaus vorbereitet.
Das bildkünstlerische Schaffen Henry van de Veldes ist ein Frühwerk und bestimmt die erste Dekade seines äußerst umfangreichen und vielgleisigen Wirkens, bevor er sich ab 1893 nahezu ausschließlich den angewandten Künsten zuwendet. Die Zahl der von van de Velde geschaffenen Gemälde, Pastelle und Zeichnungen ist klein. Um so erstaunlicher ist es, dass die Arbeiten zwischen den Großwerken von Paul Signac oder Henri-Edmond Cross bestehen und bis heute von früh erlangter Meisterschaft künden.
Die Kunstsammlung Jena stellt nun das bildkünstlerische Werk Henry van de Veldes erstmals in den Mittelpunkt einer Ausstellung. Eingebettet zwischen Werken seiner zahlreichen namhaften Künstlerkollegen entwirft die Ausstellung ein Panorama der bewegenden Jahre zwischen Impressionismus und Neoimpressionismus, einer ereignisreichen Zeit am Beginn der modernen Kunst.