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Kunstverein Bochum e.V.


Kortumstr. 147
44777 Bochum
Tel.: 02324 30 268
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Öffnungszeiten:

Nov-Apr. Di-So 11.00-17.00 Uhr
Mai-Okt: Di-So 12.00-18.00 Uhr

Martin Pfeifle: Gelborange

31.07.2011 - 11.09.2011
Folie am laufenden Meter, einige Kanthölzer und etwas Beschwerung - mehr braucht Martin Pfeifle für seine ebenso markanten wie leichthändigen Eingriffe nicht, die bekannte Orte temporär in ein anderes Gewand kleiden und so neue Raumerfahrungen ermöglichen. Nun ist der Düsseldorfer Künstler auf Haus Kemnade beim Bochumer Kunstverein zu Gast: Und auch in Auseinandersetzung mit dem alten Herrenhaus und dessen historischer Bruchstein-Architektur fördert seine ganz zeitgenössische, formal äußerst klare Arbeitsweise allein mit profanen Baumaterialien erstaunliche Seherlebnisse und Raumbezüge zutage. Erstmalig greift eine Installation aus dem angestammten Ausstellungsraum des Kunstvereins im Obergeschoss auf die gesamte Anlage über: Ein ansonsten unscheinbarer Turm schmückt sich den Sommer über mit leuchtend gelb-oranger Bekrönung und sticht damit aus dem Ensemble von Eck- und Wohntürmen hervor. Mit diesem Aufsatz, der mal scheinbar solide den Turm optisch verlängert, mal wie eine Beflaggung mit dem Wind in Bewegung gerät, wird die Schwelle zwischen vorgelagertem Gutshof und dem älteren Herrenhaus markiert. Im Innern dann kehrt wie ein Echo und doch ganz anders wieder, was draußen anstelle eines Turmhelms die Burgkulisse gewissermaßen als Bild vervollständigt hat. Eben noch weithin sichtbar und gleichzeitig unzugänglich, begegnen die Besucher drinnen einem ganz ähnlichen Aufbau nun unmittelbar körperlich im direkten Gegenüber: Dieselben Folienbahnen erlauben hier keinerlei Distanz mehr und sind statt bildlich primär räumlich zu erfahren. Der Unerreichbarkeit auf dem Turm ist eine gewisse Unausweichlichkeit im Ausstellungsraum entgegengesetzt, sofern die sich kreuzenden Bahnen die Freifläche zuerst einmal verstellen. Sobald die Betrachter aber den Raum erkunden, offenbaren diese Begrenzungen sofort ihre Durchlässigkeit: Mit zunehmender Aktivität verwandeln sich monochrome Farbfelder in ein ebenso bewegtes Geflirre gelb-oranger Streifen. Derart halb Wand und halb Vorhang werden Raumgrenzen zu Membranen transformiert wie häufig bei Martin Pfeifle, der anhand von Fenstern, Passagen oder Pavillons Innen und Außen verschränkt oder mit umlaufenden Bespannungen Raumfluchten neu akzentuiert. Auch auf Haus Kemnade verweisen die Farbigkeit der Bahnen und das titelgebende Gelb-Orange nicht zuletzt auf die Fensterladen der Burg. Die dort seriell wiederkehrenden Rhomben treffen sich mit Pfeifles Interesse an Patterns und modularer Gestaltung und fügen sich zu einem eigenständigen Bild-Motiv, das zum Besuch dieser ortsbezogenen Doppel-Installation auf Haus Kemnade einlädt.

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