In den Wintermonaten ist die Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Möschel im Bochumer Kunstverein mit einer Ausstellung zu sehen, in der sie wichtige Aspekte ihres bisherigen Werkes im Rahmen einer Raum-Installation auf Haus Kemnade vereint. Im Mittelpunkt steht eine Video-Arbeit, die das für die Künstlerin zentrale Arbeiten mit Licht und Architektur in den Ausstel-lungsraum der Burg transferiert: Auf dem Dachfirst einer rabenschwarzen Häuserkulisse vollführt eine Spinne ihren filigranen Tanz, monströs überdimensioniert und zugleich hauchzart als feinste Silhouette vor dem unheimlichen Lichtschein, der hinter den Giebeln dramatisch hervorbricht. Die Bewegung ihrer Glieder erscheint als elegante Choreographie im Rhythmus verhaltener Harfen-Klänge, mit denen ein Lied aus der französischen Minne-Lyrik einsetzt. Der Gesang aber, der vom höfischen Ideal unerreichbarer Liebe handelt, bleibt vorenthalten; stattdessen finden sich die Verse in den unregelmäßigen Putz der Wand gemeißelt. So führt Ulrike Möschel im Bochumer Kunstverein ihre direkte Auseinandersetzung mit den jeweiligen räumlichen Gegebenheiten fort, die sich nicht selten in Zeichnungen auf der Wand, deren Beschriftung oder gar Entkleidung und Verletzung manifestiert. Auch die Video-Arbeit wird hier nicht als ortlose Black-Box-Projektion realisiert, sondern lässt das projizierte Bild der Architekturkulisse mit dem Umraum verschmelzen. Die nötige Verdunkelung wiederum wird in Form der bewusst inszenierten Verschließung der Fenster-Öffnungen zu einem wichtigen Element der Raum-Installation: Das für Ausstellungszwecke hinzugefügte Inventar wird an signifikanten Stellen wie den Leuchtkörpern unmerklich demontiert, so dass in diesem der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Innenraum die Präsenz der Burg mitsamt ihres Turms wieder zu spüren ist: Eine Atmosphäre von Widergängern, wie sie die Künstlerin nicht zuletzt mit den aus Brueghels Winter-Bild „Die Rückkehr der Jäger“ entliehenen Vögeln auf der Einladungskarte beschwört.
Annette Urban