08.03.2008 - 12.05.2008
Christoph Keller (geb. 1967 in Freiburg, lebt in Berlin) nutzt in seinen häufig wie Versuchsanordnungen anmutenden Installationen die diskursiven Möglichkeiten der Kunst, um sich mit Themen der Wissenschaft und ihrer Utopien zu beschäftigen. Die Ausstellung, Kellers erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, bildet den Auftakt des Ausstellungsprogramms 2008 und knüpft so an das Braunschweiger Wissenschaftsjahr an.
Beim „Cloudbuster-Project“ (2003) handelt es sich um Reenactments der Experimente Wilhelm Reichs zur Beeinflussung der Atmosphäre mit Orgonenergie. In „Encyclopaedia Cinematographica“ (2001) und „Archives as Objects as Monuments“ (2000) befasst sich Keller mit der Archäologie des wissenschaftlichen Films, mit der Unmöglichkeit objektiver Dokumentation wie auch dem Problem des Archivs in seinem Anliegen, allumfassendes Wissen zu ordnen. Bei aller methodischen Objektivität ist es stets ein Auswählen und willentliches Gestalten.
In „Expedition-Bus and Shaman-Travel“ (2002), einem verspiegelten Campingbus für Forschungsreisen, wird der ethnografische Blick der Wissenschaft als Projektion der eigenen Kultur enttarnt. Der Betrachter wird in die Installation einbezogen und selbst zum Feldforscher, denn letztlich geht es Keller darum, Methoden und Verfahren wissenschaftlicher Arbeit mit dem räumlichen, aber auch dem psychisch-physischen Erfahren von Kunst zu verbinden.
Zurzeit arbeitet Keller an grenzwissenschaftlichen Themenfeldern wie der Verbindung zwischen Hypnose und Kinematografie („Hypnosis-Film-Project“ [2006]). In „The Chemtrails Phenomenon“ (2006) und „The Whole Earth“ (2007) geht es um Verschwörungstheorien im Internet, die als »Wissenschaftskonstrukte« gleichermaßen Ausdruck eines bestimmten gesellschaftlichen Bewusstseins sind.